Mehrere tausend Zuschauerinnen und Zuschauer haben am Gründonnerstagabend der historischen Osterprozession in Mendrisio beigewohnt. Die Bewohner der Südtessiner Ortschaft nahmen in 200 Rollen an der Prozession teil, welche den Leidensweg von Jesus Christus zeigt.
«Tod!», «Ans Kreuz!», riefen die Zuschauer in den Gassen der Altstadt. Die Organisatoren schätzen, dass rund 5000 Besucherinnen und Besucher zugegen waren.
Die Legende will, dass die Rolle von Jesus früher einem Sünder zugeteilt wurde, der vor der Prozession wochenlang sühnen musste. Obwohl das heute nicht mehr der Fall ist, wird der Name des Jesus-Darstellers, der per Los ausgewählt wird, geheim gehalten. Barfuss trägt er das Kreuz durch die Altstadt und bricht sechs Mal an verschiedenen Orten zusammen.
Wichtiger Teil der Prozession sind die Transparente, welche die Strassen des Ortes schmücken. Die Tücher sind mit Szenen aus dem Evangelium bemalt. Aufgehängt und von hinten beleuchtet, hüllen sie die Gassen und Plätze des Städtchens in ein warmes Licht und schaffen so eine eindrückliche Kulisse.
Am Karfreitag findet in Mendrisio eine weitere historische Prozession statt. Diese ist weniger spielerisch, jedoch mehr religiös-liturgisch geprägt. Beide Bräuche sind in schriftlichen Quellen erstmals im 17. Jahrhundert erwähnt worden und sie gelten als einer der eindrücklichsten Bräuche der Schweiz.