Ottmar Hitzfeld tritt am Tag nach der 2:5-Niederlage des Schweizer Nationalteams vor die Medien. Die Massnahme nach dem Debakel gegen Frankreich kann durchaus als eine schützende bezeichnet werden.
Da sass er am Samstag auf dem Podium, zeigte in Porto Seguro gleich wenige Gesichtsregungen wie meistens und gab eine Viertelstunde lang Auskunft. Hitzfeld nahm den Termin wahr, um seine schützende Hand vorbehaltslos über seine Mannschaft zu legen. «Es gibt Situationen, denen man sich als Trainer stellen muss. Es ist selbstverständlich, dass ich komme und mich der Verantwortung stelle», sagte er. Er also, und nicht einer seiner heftig kritisierten Spieler.
Hitzfeld sprach davon, dass einige Spieler Nerven gezeigt hätten. Freilich ohne Namen zu nennen oder einzelne Akteure zu kritisieren. «Ich habe Verständnis dafür, ich war selber Fussballer und weiss, dass einen das zurückwirft, wenn man in einem so wichtigen Spiel einen Doppelschlag verarbeiten muss.» Letztmals hatte an einer WM El Salvador schneller zwei Gegentore innert kürzester Zeit kassiert, 1982 beim 1:10 gegen Ungarn. Zwischen dem 0:1 und dem 0:2 der Schweiz gegen Frankreich vergingen rund 67 Sekunden. «Das war der Genickbruch». So, wie es Xherdan Shaqiri formulierte, so nahm es auch der Rest des Teams wahr.
Hitzfeld lässt sich nicht in die Karten schauen
Es war nicht so, dass die Abwehrspieler die alleinige Schuld am Debakel gehabt hätten. Zu viele Leistungsträger zeigten nicht einmal im Ansatz Normalform. Aber die Frage der Besetzung der Innenverteidigung drängte sich nach fünf Gegentreffern gegen die Franzosen auf. Sie kam von einem Genfer Journalisten, der sich über Fabian Schär erkundigte. Hitzfeld antwortete: «Ich sagte schon im Vorfeld, mir stehen vier Top-Innenverteidiger zur Verfügung. Wenn Fabian Schär gespielt hätte, würden Sie mich nun wahrscheinlich fragen, warum Philippe Sendoros oder Johan Djourou nicht dabei waren.»
Eine konkrete Antwort darauf, ob Schär wirklich so fit ist wie vonseiten des Verbandes immer betont wurde, gab es nicht. Hitzfeld ist clever genug, sich auch diesbezüglich nicht in die Karten schauen zu lassen. Er tat dies auch nicht im Bezug auf allfällige personelle Wechsel. Es ist aber zumindest ein Fragezeichen dahinterzusetzen, ob gegen Honduras die Innenverteidigung wieder umgestellt wird. Senderos/Djourou spielten – abgesehen vom bedeutungslosen letzten Auftritt der WM-Qualifikation 2014 gegen Slowenien – erstmals seit September 2011 und der EM-Qualifikation wieder in einem Ernstkampf zusammen. Ob also eine weitere Änderung für Stabilisation sorgen würde, ist fraglich.