Beim zweiten öffentlichen Training vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Zypern am Samstag in Genf lässt sich Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld nicht in die Karten blicken.
Am Donnerstag wurden in Vevey keine Aufstellungs- und Systemfragen beantwortet. Aufschlussreiche Taktik-Übungen setzt Ottmar Hitzfeld offensichtlich nur hinter verschlossenen Türen an. So blieb auch am Donnerstag einiges unklar, denn Hitzfeld mischte die Karten für die Augen der Öffentlichkeit auffallend stark.
So trainierte das eingespielte Innenverteidiger-Gespann Johan Djourou und Steve von Bergen nicht im gleichen Team. Tranquillo Barnetta spielte zusammen mit dem Napoli-Duo Gökhan Inler und Valon Behrami. Valentin Stocker, der links gesetzt sein dürfte, agierte dafür zusammen mit Blerim Dzemaili und Granit Xhaka, die wiederum gegen Zypern kaum gemeinsam auflaufen werden.
Auch die Frage nach dem System (4-2-3-1 oder 4-4-2 oder sogar 4-3-3 oder 4-1-4-1?) blieb in Vevey unbeantwortet. Hitzfelds Versteckspiel mag Kalkül sein. Doch einen Entscheid zu treffen, ist auch für ihn derzeit nicht einfach. Ein wesentliches Fragezeichen für den Trainer steht wohl hinter der Position des zentralen offensiven Mittelfeldspielers, der «Nummer 10» also. Seit zwei Jahren war Granit Xhaka auf dieser Position gesetzt. Er hat in Ernstkämpfen seit seinem Debüt im Nationalteam in 17 von 18 Halbzeiten in dieser Rolle gewirkt.
Hitzfeld ist im Dilemma. Passt er das System den Fähigkeiten der Spieler an, muss er vom 4-2-3-1 abkommen. Doch in dieser Grundausrichtung hat das Team in den letzten zwei Jahren Halt gefunden und positive Resultate erzielt (nur drei Niederlagen 18 Spielen). Will Hitzfeld für den formstarken Dzemaili Platz in der Startformation schaffen, müsste er auf ein 4-1-4-1 oder auf ein 4-3-3 umstellen. Dann könnte der Zürcher Mittelfeldspieler an der Seite seiner Klubkollegen Inler und Behrami auflaufen. Es käme so zu einer Premiere in der SFV-Geschichte, denn noch nie standen drei Spieler vom gleichen ausländischen Verein in der Schweizer Startformation. Nur schade, dass vom Trio Inler-Behrami-Dzemaili im «Maradona-Klub» Napoli keiner die «Diego-Position» mit der Nummer 10 einnimmt.