Hitzfeld mit Fassung und Hoffnung

Das 2:5-Debakel gegen Frankreich ist für Ottmar Hitzfeld nicht mit dem vorzeitigen Ende der WM-Hoffnungen gleichzusetzen. Er ist nicht gewillt, nach der schweren Niederlage zu kapitulieren.

Hitzfeld musste Debakel erklären. (Bild: SI)

Das 2:5-Debakel gegen Frankreich ist für Ottmar Hitzfeld nicht mit dem vorzeitigen Ende der WM-Hoffnungen gleichzusetzen. Er ist nicht gewillt, nach der schweren Niederlage zu kapitulieren.

Hitzfeld hielt sich mit Kritik am Team zurück. Auf sie werde nun ohnehin einiges zukommen. Mit der Aufarbeitung begann der Selektionär bei erster öffentlicher Gelegenheit. Der Achtelfinal sei nach wie vor zu erreichen: «Wir dürfen jetzt nicht nervös werden. Die Mannschaft wird enger zusammenrücken. Ich erwarte jetzt auch eine Trotzreaktion der Mannschaft.»

Am zweiten Tag der WM verschwand Spanien in der «Arena Fonte Nova» gegen Holland (1:5) spurlos von der Bildfläche, nun leistete sich die Schweizer Auswahl im gleichen Stadion ein ähnliches Debakel. Der Titelhalter ist ausgeschieden, Hitzfelds Equipe hingegen besitzt die Chance, das Problem am nächsten Mittwoch in Manaus gegen Honduras zu korrigieren.

Viel mehr Positives blieb nicht zurück – vielleicht noch die späten Treffer von Dzemaili und Xhaka, die zwar das Ergebnis schönten, die grenzenlose Enttäuschung hingegen kaum eindämmten. Für Hitzfeld waren die Schweizer Tore in erster Linie ein Indiz dafür, «dass die Mannschaft noch lebt».

Nach dem ärgsten Fehltritt in der sechsjährigen Ära von Hitzfeld und der höchsten Niederlage seit 63 Spielen wirkte der Schweizer Selektionär gefasst: «Ich bin sehr enttäuscht. Wir haben einen rabenschwarzen Tag erwischt.» Nur in der Startviertelstunde seien sie besser gewesen als beim wunschgemässen Auftakt gegen Ecuador (2:1).

Der verletzungsbedingte Ausfall von Steve von Bergen sei höchst bedauerlich gewesen. «Wenn man einen Innenverteidiger so früh ersetzen muss, hat das natürlich Auswirkungen.» Entscheidend sei aber der Doppelschlag zum 0:2 (Giroud/Matuidi) gewesen: «Das hat uns das Genick gebrochen.» Für eine Klassemannschaft wie Frankreich sei das frühe 2:0 Doping gewesen.

Die fatalen 70 Sekunden mit zwei Gegentreffern beschleunigten den Zerfall. Innert Kürze bahnte sich gegen die aufgeputschten «Bleus» – Deschamps‘ Equipe erspielte sich in den letzten sieben Partien ein Torverhältnis von 26:1 – ein Fiasko an. Nach nur sechs Gegentoren während der gesamten WM-Ausscheidung handelten sich die Schweizer in 56 Minuten fünf Treffer ein.

Hitzfeld erklärte, sie hätten nach dem Fehlstart mehr riskiert und dem Gegner damit in die Karten gespielt: «Frankreich konnte auf Fehler lauern und Konter fahren. Wir probierten nochmals alles. Aber wenn man öffnet, gibt es gefährliche Gegenschläge. Frankreich nützte das eiskalt aus.»

Verloren sei indes noch nichts. Hitzfeld wird den Absturz möglichst rasch mit der gesamten Mannschaft besprechen: «Zeit für Einzelgespräche bleibt nicht. Sobald die Analyse gemacht ist, werden wir den Blick nach vorne richten.» Im Dschungel von Manaus muss Hitzfeld nun die richtige Strategie verordnen, um eine zweite Enttäuschung wie 2010 (Out nach der Vorrunde gegen Honduras) abzuwenden.

Die Franzosen hingegen sind in einer exzellenten Situation. Sie sind nach sportlichem Ermessen nicht mehr abzufangen. Entsprechend fielen die Reaktionen der Beteiligten aus. «Wir haben alle einen grossen Match gemacht. Das Resultat und vor allem die Art und Weise war sehr gut», erklärte Karim Benzema, der einmal mehr überragte.

Didier Deschamps sprach von einem 5:0 gegen einen Kontrahenten, «der nicht zufällig auf Platz 6 der FIFA-Rangliste steht. Das war für uns ein guter Abend und der Nachweis, dass wir an dieser WM etwas erreichen könnten.»

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