HIV-Epidemie unter Schwulen verschlimmert sich in vielen Ländern

Trotz Erfolgen bei der weltweiten Bekämpfung von HIV haben die Massnahmen eine Bevölkerungsgruppe nach einer neuen Studie zu wenig erreicht: homosexuelle Männer.

Kondome schützen vor sexuell übertragbaren Krankheiten (Archiv) (Bild: sda)

Trotz Erfolgen bei der weltweiten Bekämpfung von HIV haben die Massnahmen eine Bevölkerungsgruppe nach einer neuen Studie zu wenig erreicht: homosexuelle Männer.

Unter Männern, die Sex mit Männern haben, breite sich die Epidemie in den meisten Ländern weiter aus – unabhängig vom Wohlstand, schreiben US-Forscher vor dem Start des Welt-Aids-Kongresses am 22. Juli in Washington im Fachjournal „Lancet“.

Hauptgrund sei die sexuelle Praktik des Analverkehrs. Ohne Kondom sei das Risiko einer HIV-Übertragung dabei rund 18 Mal grösser als bei ungeschützten Kontakten zwischen Penis und Vagina, berichten die Forscher um Chris Beyrer von der Johns Hopkins Bloomberg School of Public Health in Baltimore (US-Staat Maryland).

HIV könne durch die grossen Schwulen-Netzwerke in besonders hoher Geschwindigkeit übertragen werden. Die Ansteckungen liessen sich nach den Berechnungen der Forscher schon um bis zu 50 Prozent senken, wenn ungeschützter Analsex nur in langjährigen Partnerschaften praktiziert würde.

Weitere Gründe für das hohe HIV-Ansteckungsrisiko bei Schwulen seien auch die wechselnden Rollen beim Geschlechtsakt. Am gefährlichsten für eine Virusübertragung sei die empfangende Position.

Gefährlichere Viren

Die Übertragungen des Virus hätten aber auch noch eine molekularbiologische Ursache. Unter homosexuellen Männern kämen häufiger gefährlichere Ausprägungen des HI-Virus vor als in anderen Bevölkerungsgruppen.

Deshalb empfehlen die Forscher ein Nachdenken darüber, ob antivirale Substanzen bei Schwulen nicht auch zur Prävention und Prophylaxe eingesetzt werden sollten. In den USA war das Medikament „Truvada“ erst kürzlich zur vorbeugenden Einnahme zugelassen worden.

In Karibik am häufigsten

In einigen Ländern liege die HIV-Häufigkeit (Prävalenz) bei homosexuellen Männern bereits über 15 Prozent, schreiben die Forscher. Die höchste Prävalenz gebe es in karibischen Staaten (25 Prozent), Afrika (18 Prozent) und Nordamerika (15 Prozent).

Allein in den USA seien die Infektionszahlen bei homosexuellen Männern seit 2001 jährlich um geschätzte 8 Prozent gestiegen. In vielen westeuropäischen Staaten liegt die Prävalenz der Studie nach niedriger – bei rund 6 Prozent.

Die UNO hatte erst am Mittwoch einen Bericht veröffentlicht, wonach der weltweite Kampf gegen Aids Wirkung zeige. Demnach infizierten sich im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Menschen mit dem HI-Virus – rund ein Fünftel weniger als 2001.

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