In den USA konnte ein dreijähriges Mädchen, das mit dem HI-Virus zur Welt gekommen war, offenbar geheilt werden. Obwohl es 18 Monate lang keine antiretroviralen Medikamente mehr bekommen hat, zeigt es keine Anzeichen einer Rückkehr des Virus.
Bei dem Mädchen aus dem Bundesstaat Mississippi könne von einer «funktionellen Heilung» gesprochen werden, schreiben Forscher im am Mittwoch publizierten Fachjournal «New England Journal of Medicine». Dies lässt den Wissenschaftlern zufolge hoffen, dass eine frühe Therapie den Ausbruch von Aids bei Neugeborenen verhindern kann.
Das Kind, das im Mutterleib durch seine HIV-positive Mutter infiziert worden war, hatte den Wissenschaftlern zufolge weniger als 30 Stunden nach seiner Geburt – und damit deutlich früher als üblich – eine antiretrovirale Therapie erhalten. Schon 29 Tage nach seiner Geburt seien bei ihm keine HI-Viren mehr nachweisbar gewesen.
Kontakt verloren
Die Medikamente nahm das Mädchen bis zum Alter von 18 Monaten ein, danach verloren ihre Ärzte zehn Monate lang den Kontakt zu der Patientin. Doch obwohl sie nun insgesamt 18 Monate lang keine antiretroviralen Medikamente bekam, brachen bei ihr keine Symptome der durch HIV ausgelösten Immunschwächekrankheit Aids aus.
«Unsere Beobachtungen legen nahe, dass dieses Ausbleiben kein Zufall ist, sondern wahrscheinlich das Ergebnis einer sehr frühzeitigen aggressiven antiviralen Therapie, die das HI-Virus daran gehindert hat, sich in den Abwehrzellen des Kindes einzunisten», erklärte die Virologin Deborah Persaud vom renommierten Johns Hopkins Hospital in Baltimore.
Auf dieser Grundlage soll nun Anfang kommenden Jahres eine durch US-Bundesmittel geförderte Studie zur frühzeitigen antiviralen Therapie bei HIV-infizierten Neugeborenen gestartet werden.
260’000 mit HIV geborene Kinder
Obwohl eine antiretrovirale Therapie während der Schwangerschaft die Infektion von Föten in 98 Prozent der Fälle verhindert, kommen jährlich immer noch mehr als 260’000 Kinder zur Welt, die im Mutterleib mit HIV infiziert wurden. Besonders häufig sind die Fälle in Entwicklungsländern.
Die bisher einzige anerkannte Heilung eines Aids-Patienten ist der Fall des US-Bürgers Timothy Brown, bei dem in den 90er Jahren in Berlin Aids diagnostiziert worden war.
Die Heilung setzte bei dem als «Berliner Patient» bekannt gewordenen Brown ein, nachdem ihm wegen einer Leukämie-Erkrankung Spender-Knochenmark transplantiert worden war, das eine seltene genetische Veränderung aufwies. Diese Therapie kann aber nicht massenhaft bei den 33 Millionen HIV-Infizierten weltweit angewendet werden.