Ein Hochhaus muss nicht unbedingt speziell hoch sein, wie das Beispiel des neuen Zweifamilienhauses am Bläsiring 124 zeigt.
Das Kleinbasel entwickelt sich mehr und mehr zur Hochhaus-City des Landes: Mit dem Messeturm (105 Meter) stand für einige Zeit zumindest das höchste Gebäude der Schweiz im Kleinbasel. Mit dem Roche-Turm (175 Meter) wird das mindere Basel diesen Rekord bald wieder zurückerobern. Am anderen Ende des neu vom Messenneubau durchbrochenen Messeplatz wird mit dem Claraturm (96 Meter) bald schon ein weiteres Hochhaus entstehen. Und auf der Klybeckinsel sorgt die Visualisierung einer ganzen Hochhaus-Reihe mit dem inoffiziellen Übernamen «Rheinhattan» für hitzige Debatten.
Doch ein Hochhaus muss für sich allein gesehen nicht unbedingt so hoch sein, wie die oben genannten Beispiele, um als solches wahrgenommen zu werden. Im vergangenen Jahr ist am Bläsiring 124 ein Neubau entstanden, der mit seinen fünfeinhalb Geschossen im Matthäusquartier eigentlich nicht als sonderlich hoch bezeichnet werden kann. Aber nur, was die mittelbare Umgebung betrifft. Denn aus der unmittelbaren Nachbarschaft ragt dieses nur sechs Meter breite Zweifamilienhaus nun doch merklich empor.
Die Nachbarn waren denn auch nicht sonderlich erfreut, als sie erfuhren, dass das mittlere der drei Arbeiterhäuschen aus den 70er-Jahren des 19. Jahrhunderts diesem Wohnturm, oder sagen wir Wohntürmchen aus Beton, Glas und etwas Holz weichen sollte. Mit einer Petition (pdf-Dokument) wehrten sich die Anwohner gegen den Abriss des ursprünglichen Häuschens – ohne Erfolg. Dieses wurde gar in einer friedlichen Aktion kurzzeitig besetzt, was dessen Abriss aber auch nicht zu verhindern vermochte.
Nun steht es also seit genau einem Jahr da. Als deutlich wahrnehmbarer Bruch (oder soll man schreiben: Ausbruch) in einer Häuserreihe, die im vergangenen Jahrhundert schon einige solcher Brüche über sich hat ergehen lassen müssen. Für ihren Bau konnten Buchner Bründler Architekten aus Fachkreisen schon einiges an Lob einheimsen. «Der Kritik der Nachbarn zum Trotz ist das Stadthaus ein gelungener Beitrag zur Nachverdichtung von Kleinbasel», schreibt die Zeitschrift «Hochparterre».
«Nachverdichtung»? Über diesen Begriff lässt sich in einem bereits so dicht bebauten Quartier sicherlich trefflich streiten.