Auch am Dienstag hat der Sommer in der Schweiz auf sich warten lassen – es war regnerisch und kühl. Bäche und Flüsse sind angeschwollen und die Seespiegel gestiegen. In mehreren Regionen bereiteten sich die Behörden auf Hochwasser vor.
In einigen Regionen – vor allem im Appenzellerland, im Zürcher Oberland und im Kanton Schwyz war der Dauerregen intensiv. Die grösste Regenmenge meldete der private Wetterdienst MeteoGroup für Wald im Kanton Appenzell-Ausserrhoden: über 120 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Auf dem Ostschweizer Gipfel Säntis waren es über 110 Liter.
Einsiedeln im Kanton Schwyz und Hinwil im Zürcher Oberland erhielten je 101 Liter Wasser pro Quadratmeter. Auf dem Hörnli im Zürcher Oberland waren es rund 100 Liter. Auf der Rigi in der Zentralschweiz wurden 88 Liter registriert, in St. Gallen 81. In den übrigen Voralpen fielen zwischen 50 und 80 Liter. Für Mittwoch wurde besseres Wetter erwartet.
Hochwassergefahr in Bern
Im Berner Mattequartier bestand am Dienstag Hochwassergefahr. Die Bewohner des Stadtteils an der Aare wurden am Nachmittag per SMS aufgefordert, Keller zu räumen und Fahrzeuge aus dem gefährdeten Gebiet wegzufahren. Bereits am Wochenende hatten Feuerwehrleute vorsorglich Sperrelemente in der Matte und im Altenberg eingebaut.
Im Berner Oberland stiegen Flüsse und Bäche stark an, insbesondere die Kander, Simme, Lütschine und Hasliaare. In Frutigen trat die Kander stellenweise über die Ufer, wie das Berner Regionaljournal von Radio SRF berichtete. In Meiringen führte die Aare zeitweise so viel Wasser wie nur alle fünf bis zehn Jahre.
Der Verkehr war an verschiedenen Stellen beeinträchtigt. Die Kantonsstrasse zwischen Brienz und Oberried am Brienzersee war vorübergehend gesperrt. Am frühen Abend noch geschlossen war nach Angaben des Touring Clubs Schweiz (TCS) die Kantonsstrasse im Walliser Lötschental zwischen Wiler und Blatten.
Rhein in Basel für Schiffe gesperrt
Zwischen Biel und Solothurn wurde die Schifffahrt auf der Aare am Dienstagvormittag erneut eingestellt, mindestens bis Mittwoch. Nur gerade zwei Schiffe der Bielersee-Schifffahrts-Gesellschaft (BSG) konnten verkehren, nachdem die Aare nach der Sperre wegen des letzten Hochwassers wieder freigegeben worden war.
Auf dem Rhein zwischen Basel und Birsfelden respektive Rheinfelden wurde die Schifffahrt am späten Dienstagnachmittag wegen Hochwassers ebenfalls eingestellt. Nicht mehr möglich war auch der Betrieb der Basler Rheinfähren.
Im Kanton Aargau sorgte die Hochwassersituation am Dienstag für angespannte Stunden. Vor allem die Reuss führte sehr viel Wasser. In Unterwindisch an der Reuss wurde der mobile Hochwasserschutz bereit gelegt. Auch in Wallbach am Rhein wurden Vorbereitungen getroffen.
Entspannung in der Zentralschweiz
An den Zentralschweizer Flüssen entspannte sich die Lage nach dem Nachlassen der Niederschläge am Dienstagnachmittag. Die Pegel der Engelberger Aa, der Sarner Aa, der Kleinen Emme und der Muota gingen wieder zurück oder stiegen nicht mehr weiter an.
In Nidwalden wurde der Kantonale Führungsstab wieder aufgehoben, wie dessen Chef Urs Friedländer auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Hochwasserschäden seien den Behörden nicht gemeldet worden. Auch in Obwalden, Schwyz und Luzern kam es nach Angaben der Polizeien zu keinen grösseren Schäden.
Thur erreicht erste Hochwassermarke
In den Kantonen St. Gallen, Thurgau und Appenzell-Ausserrhoden meldet die Polizei am Dienstagvormittag mit Wasser vollgelaufene Keller. In Bischofszell im Kanton Thurgau hatte die Thur die erste Hochwassermarke erreicht.
Erdrutschgefahr beeinträchtigte in der Ostschweiz den Bahnverkehr. Zwischen Rickenbach-Attikon im Kanton Zürich und Frauenfeld konnten die Züge auf der Strecke Winterthur-Romanshorn am frühen Abend nur mit Einschränkungen fahren. Gemäss Bahnverkehrsinformation mussten Reisende mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen.
An mehreren Gewässern, darunter der Aare, den Jurarand-Seen, dem Thunersee sowie an Hochrhein, Thur und Reuss und auch am Vierwaldstättersee, herrschte gemäss dem Naturgefahrenportal des Bundes mässige Hochwassergefahr. Das entspricht der zweiten von fünf Gefahrenstufen. Für den Brienzersee wurde die dritte Gefahrenstufe «erheblich» gemeldet. Am Mittwoch sollte das Wetter besser werden.