Lebenslänglich wegen mehrfachen Mordes: Das Bezirksgericht im zürcherischen Pfäffikon hat am Freitag gegen einen 60-jährigen Mann die Höchststrafe verhängt. Der Kosovare hatte im August 2011 seine Frau und die Chefin des örtlichen Sozialdienstes erschossen.
Der sechsfache Familienvater hatte seine Frau dafür «bestraft», dass sie die jahrelange Unterdrückung und Gewalt des despotischen Patriarchen nicht mehr hinnehmen wollte und die Scheidung anstrebte.
Die Sozialdienstleiterin musste sterben, weil sie die Frau in ihrem Unabhängigkeitsbestreben unterstützte. Zudem gewährte sie dem IV-Rentner nicht mehr Geld als gesetzlich vorgesehen.
Mit seinem Urteil folgte das Bezirksgericht den Anträgen der Staatsanwaltschaft. Auch die Wünsche der erwachsenen Kinder des Beschuldigten werden damit erfüllt: Sie hatten durch ihren Anwalt mitteilen lassen, ihr Vater – der Mörder ihrer Mutter – verdiene die Höchststrafe.
Schweres Verschulden
Der Verteidiger hatte die Mord-Qualifikation bestritten und eine Einstufung der Taten als vorsätzliche Tötung verlangt. Einen konkreten Strafantrag stellte er nicht. Er überliess es dem Gericht, eine «angemessene» Strafe zu bestimmen. Der Verteidiger kündigte nach am Freitag an, das Urteil weiterzuziehen.
Das Verschulden des Mannes wiege ausserordentlich schwer, sagte Bezirksrichterin Yvonne Mauz bei der Urteilseröffnung. Der Mann habe die Tötungen geplant und seine Absichten skrupellos, zielstrebig und kaltblütig realisiert.
Keine Entlastung sei der kulturelle Hintergrund des Kosovaren, sagte Mauz: Der Mann lebe seit 1985 in der Schweiz. «Er kannte die Gepflogenheiten», und er habe gewusst, dass sein seit Jahren notorischer gewalttätiger Umgang mit der Familie hierzulande nicht akzeptiert werde.
Schüsse am Mittag, mitten im Dorf
Seit Jahren waren Gewalt und Drohungen in der Familie an der Tagesordnung. Nachdem der Mann seine Frau im Juni 2011 mit einer Schere verletzt hatte, wies ihn die Polizei aus der Familienwohnung und verbot ihm, sich der Frau wieder zu nähern. Nach einem längeren Aufenthalt im Kosovo kehrte er eine Woche vor der Bluttat mit einer Pistole wieder nach Pfäffikon zurück.
Am Mittag des 15. August passte er mitten im Dorf seine Frau ab und erschoss sie auf offener Strasse mit drei Kopfschüssen. Gleich darauf informierte er seine Mutter im Kosovo per Handy über die Tat und warnte sie vor der Blutrache der anderen Familie. Als gleich darauf die Sozialamtschefin aus dem nahen Gemeindehaus kam, ging er zu ihr hin und tötete auch sie mit einem Kopfschuss.
Die beiden Morde verübte der Mann innert fünf Minuten, noch bevor er nach der ersten Tat festgenommen werden konnte. Mehrere Passanten beobachteten die Taten. Der Schütze wurde gleich vor Ort verhaftet.