Hoeness hinterzog mindestens 27,2 Millionen Euro Steuern

Die Beträge im Prozess gegen FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness schrauben sich immer weiter in die Höhe. Die Steuerfahndung hat die Steuerschuld des Fussballmanagers am Dienstag vor dem Landgericht München auf insgesamt 27,2 Millionen Euro beziffert.

FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness am zweiten Prozesstag (Bild: sda)

Die Beträge im Prozess gegen FC-Bayern-Präsident Uli Hoeness schrauben sich immer weiter in die Höhe. Die Steuerfahndung hat die Steuerschuld des Fussballmanagers am Dienstag vor dem Landgericht München auf insgesamt 27,2 Millionen Euro beziffert.

Eine Summe von 23,7 Millionen Euro ergebe sich aus neuesten Daten über Devisengeschäfte. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn wegen 3,5 Millionen Euro hinterzogenen Steuern angeklagt. Der 62-Jährige selbst hatte am Montag eingeräumt, insgesamt 18,5 Millionen Euro nicht gezahlt zu haben.

Hoeness türmte einer Rosenheimer Steuerfahnderin zufolge in den Jahren bis 2005 mit seinen Devisenspekulationen ein gewaltiges Vermögen auf. Der Saldo seiner Konten bei der Schweizer Bank Vontobel habe mehr als 150 Millionen Euro betragen, erklärte die Beamtin. In manchen Jahren habe der Gewinn mehr als 30 Millionen Euro betragen.

Dateien sind älter als angenommen

Für Aufregung sorgte die Steuerfahnderin mit einem Detail: Vor rund einer Woche habe Hoeness‘ Verteidigung den Behörden einen USB-Stick mit Informationen über sein Schweizer Konto zukommen lassen, berichtete die Steuerfahnderin.

Die «Grunddateien» der pdf-Dokumente seien aber schon am 18. Januar 2013, einen Tag nach der Selbstanzeige des Bayern-Präsidenten, erstellt worden, bemerkte die Beamtin. Das habe die EDV-Abteilung der Finanzbehörde festgestellt.

Dazu will das Gericht den weiteren Zeugen aus Rosenheim am (morgigen) Mittwoch befragen. Die Verteidigung betonte, die Datei sei nach und nach vervollständigt und erst kurz vor Prozessbeginn fertiggestellt worden.

Nach Angaben der Steuerfahnderin gaben die Behörden Hoeness und seinen Beratern die Gelegenheit, die Selbstanzeige nachzubessern. Erst danach leiteten sie ein Ermittlungsverfahren ein und durchsuchten im März 2013 das private Anwesen von Hoeness am Tegernsee.

Hoeness schweigt

Der Fussballmanager schwieg am zweiten Verhandlungstag, während eine Vertreterin der Steuerfahndung Rosenheim sein steuerliches Sündenregister vortrug und auf Basis neuer Datenberge aus Zürich ihre jüngste Schätzung abgab. Hoeness droht eine mehrjährige Gefängnisstrafe.

Der Prozess war ursprünglich auf vier Verhandlungstage angesetzt. Angesichts der immer komplexeren Sachlage wird damit gerechnet, dass Richter Rupert Heindl weitere Termine plant. Für Mittwoch liess er auch den für Hoeness zuständigen Betriebsprüfer als Zeugen laden.

Unterstützung von Fans

Offen ist in dem Prozess, ob Hoeness seine Vergehen rechtzeitig und umfassend beim Finanzamt anzeigte, so dass er eine Gefängnisstrafe abwenden kann.

Auf Steuerhinterziehung stehen bis zu fünf Jahre Haft, in besonders schweren Fällen zehn Jahre. Der Fussballmanager beruft sich darauf, dass das Gesetz Steuerhinterziehern bei einer Selbstanzeige Straffreiheit gewährt.

Fans des FC Bayern stärkten ihrem Idol auch am zweiten Verhandlungstag den Rücken. Sie verweisen auf die jahrzehntelangen Verdienste des Ex-Fussballers und Weltmeisters von 1974. Im Gerichtssaal trugen Hoeness-Unterstützer Fan-Schals des FC Bayern und T-Shirts mit der Aufschrift «Mia san Uli».

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