Vor dem vierten Anlauf zur Wahl eines neuen Staatsoberhaupts in Österreich haben sich die Kandidaten am Donnerstagabend ein teils gehässiges erstes TV-Duell geliefert. Alexander Van der Bellen und Norbert Hofer griffen einander auf oe24.tv praktisch pausenlos an.
Bei der von «Österreich»-Herausgeber Wolfgang Fellner moderierten Konfrontation waren die Zuschauer gebeten worden, Fragen einzusenden. Mehr als 11’000 waren es laut Fellner und die meisten davon drehten sich um die Präsidentenwahl in den USA.
FPÖ-Kandidat Hofer bestritt dabei, ein Trump-Fan zu sein, gab aber seiner Hoffnung Ausdruck, dass nun die Beziehungen der Supermächte USA und Russland besser würden. Seinem Rivalen hielt Hofer, Donald Trump als Hetzer und dessen Wahl als Katastrophe bezeichnet zu haben. Das könne man nicht zum Präsidenten einer Supermacht sagen.
Der von den Grünen portierte Van der Bellen konterte darauf damit, dass FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die deutsche Kanzlerin Angela Merkel als gefährlichste Frau Europas bezeichnet und damit eine Verschlechterung der Beziehungen zum Nachbarland und den Verlust von Arbeitsplätzen riskiert habe.
US-Wahlkampf kein Vorbild
Immerhin in zwei Dingen waren sich Van der Bellen und Hofer in Sachen Trump einig. Beide waren der Meinung, dass ein Wahlkampf, wie er in den USA ablief, nicht nachahmenswert ist und dass ein Einreiseverbot für Muslime jeder Vernunft und Rechtsstaatlichkeit entbehren würde.
Pro-russisch zeigte sich Hofer, indem er für eine sofortige Aufhebung der Wirtschaftssanktionen gegen Moskau eintrat, da diese nur der österreichischen Wirtschaft schadeten. Van der Bellen plädierte für ein Schritt-für-Schritt-Vorgehen; Russland solle zunächst in der Ukraine-Politik «richtige Schritte» setzen müssen.
Öxit oder nicht
Was die EU angeht, hielt Van der Bellen seinem Kontrahenten vor, weiter Gedankenspiele rund um einen «Öxit», einen Austritt Österreichs aus der Union, zu betreiben. Hofer wies dies zurück, hielt aber fest, dass es zu einem Austritt kommen müsste, wenn die Türkei beitrete oder die Nationalstaaten weiter geschwächt würden.
Bezüglich einer EU-Armee warfen einander die Kandidaten vor, jeweils die Positionen mehrfach geändert zu haben. Zumindest Donnerstagabend waren sich beide einig, dass das neutrale Österreich nicht einer Armee unter fremdem Oberbefehl angehören könnte.