Hohe Quecksilberbelastung in Wohnzone bei Visp festgestellt

Eine bewohnte Zone zwischen Visp und Niedergesteln im Kanton Wallis ist von einer Jahrzehnte zurückliegenden Quecksilbervergiftung betroffen. Bis die stark belasteten Parzellen saniert sind, dürfen private Gärten und Kinderspielplätze nicht mehr genutzt werden.

Das Fabrikgelände von Lonza in Visp (Bild: sda)

Eine bewohnte Zone zwischen Visp und Niedergesteln im Kanton Wallis ist von einer Jahrzehnte zurückliegenden Quecksilbervergiftung betroffen. Bis die stark belasteten Parzellen saniert sind, dürfen private Gärten und Kinderspielplätze nicht mehr genutzt werden.

Das Quecksilber stammt aus der Chemiefirma Lonza. Das Walliser Umweltdepartement hat am Dienstagabend die Bevölkerung über das Ausmass der Umweltvergiftung informiert. Insgesamt sollen zwischen 1930 und Mitte der 1970-er Jahre 3,1 Tonnen Quecksilber über industrielle Abwässer der Lonza in den Grossgrundkanal gelangt sein.

Erstmals festgestellt wurden die hohen Quecksilberwerte 2010 und 2011 bei den Vorbereitungsarbeiten für die Autobahnbaustelle. Der Kanton ordnete in der Folge Analysen an, deren Ergebnisse nun vorliegen.

Zehn Parzellen verseucht

Betroffen ist das Siedlungsgebiet Turtig. In 10 von 36 analysierten Parzellen wurde ein Quecksilbergehalt von mehr als fünf Milligramm pro Kilogramm Boden festgestellt, wie die Behörden bekannt gaben.

Auf diesen Parzellen dürfen die bestehenden privaten Gärten sowie die Kinderspielplätze nicht mehr genutzt werden, bis die Böden saniert sind. In den Parzellen, in denen die Belastung zwischen 0,5 und fünf Milligramm pro Kilogramm liegt, dürfen bis auf Weiteres keine Lebensmittel mehr aus den Gärten gegessen werden. Ausserdem sollten Kinder vorerst nicht mehr auf unbegrünter Erde spielen.

Die Konsequenzen für die Gesundheit der Bevölkerung sind gemäss dem Umweltdepartement derzeit schwierig abzuschätzen. Bis anhin scheint es keine Vergiftungsfälle gegeben zu haben.

Departement will Verantwortung klären

Der Vorsteher des Umweltdepartementes, Staatsrat Jacques Melly (CVP), sagte am Dienstag, der Kanton setze alles daran, die Sanierungen möglichst rasch in Angriff zu nehmen.

Auch sollen jene Parzellen, die noch nicht untersucht wurden, so schnell wie möglich analysiert werden. Die Untersuchungen sollen demnach im ersten Quartal 2014 durchgeführt werden.

Zudem führt Mellys Departement derzeit Abklärungen durch, um bei der Frage der Verantwortung für die Quecksilbervergiftung Klarheit zu schaffen. Die Lonza muss auf Drängen der Walliser Dienststelle für Umweltschutz eine technische Untersuchung durchführen.

Auch Landwirtschaftszone betroffen

Während die Quecksilberbelastung im Grossgrundkanal sowie in den angrenzenden Gebieten erwartungsgemäss hoch sei, seien die untersuchten Landwirtschaftsparzellen weniger stark belastet als befürchtet, teilten die Walliser Behörden mit.

Aber auch von diesen Parzellen wiesen einige eine starke Quecksilberbelastung auf. Die betroffenen Parzellen dürfen ebenfalls nicht mehr genutzt werden. Auf den weniger stark vergifteten Parzellen soll nach Weisung des Kantons kein Vieh mehr grasen.

«Ein Stück Industriegeschichte»

Die Firma Lonza nahm am Dienstag Stellung zu den beunruhigenden Werten: «Wir verstehen jeden Landbesitzer, der im Moment verunsichert ist.» Es sei deshalb wichtig, dass der Sachverhalt aufgeklärt werde. Man unterstützte diese Anstrengungen aktiv.

Die Quecksilber-Problematik sei eine Hinterlassenschaft aus einer Zeit mit einer völlig anderen Denk- und Arbeitsweise, teilte die Lonza weiter mit. «Mit der Quecksilber-Problematik muss ein Stück Industriegeschichte aufgearbeitet werden.»

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