Die Kleinbasler Bärin empfing am Bährenmähli in der Kaserne Basel mit Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger und Regula Zweifel, der Präsidentin der Frauenzunft Gesellschaft zu Fraumünster, zwei hohe Gäste aus Zürich.
Beim Auftakt zum Bärentag, um 14 Uhr auf dem Matthäus-Kirchplatz, und bei den weiteren Stationen am Nachmittag waren die Kleinbaslerinnen und Kleinbasler noch unter sich – nun gut, es waren sicher auch ein paar Grossbaslerinnen und -basler anwesend. Auf alle Fälle freuten sich viele Schaulustige über den ersten Tanz der Bärin und den gemeinsamen Auftritt des Wappentiers der Gesellschaft zum Bären mit einer Kindergruppe zu den Trommel- und Pfeiferklängen des Bärenblues.
Danach ging es im beachtlichen Tempo los auf die Route durch das Untere Kleinbasel, die es dieses Jahr in sich hatte. Sie führte über mehrere Stationen, unter anderem zur Aktienmühle, zum Musikpalast am Altrheinweg, zum Alterszentrum Wiesendamm, auf das Erlenmattareal und dann schliesslich zur Kaserne Basel. Dort traf die Bärin auf die Ehrengäste Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger, der Basel nicht nur aus der Ferne kennt, und Regula Zweifel, der Präsidentin der Zürcher Gesellschaft zu Fraumünster.
Prominente Ehrengäste
Höhepunkt des Bärentags ist das Bärenmähli in der Kaserne Basel. Die Reithalle war proppevoll, als um 18 Uhr die Bärin mit dem Spiel einmarschierte. Das lag sicherlich auch daran, dass dieser Anlass längst zum liebgewordenen Klassentreffen von Tout Bâle vert et gauche geworden ist. Zusätzlicher Anziehungspunkt waren dieses Jahr neben dem erstmaligen Auftritt der Bärenband aber auch die Namen der Tischrednerinnen und -redner: Gemeinsam mit der Hohen Fraumünsterfrau Regula Zweifel erwies Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger der Kleinbasler Bärin seine Reverenz – der Leuenberger, der einst als noch aktiver Bundesrat eine Einladung der drei traditionellen Ehrengesellschaften um den Vogel Gryff ausgeschlagen hatte, weil er einer reinen Männergesellschaft keine Aufwartung habe machen wollen, wie die Sprecherin der Bärengesellschaft, Brigitta Gerber vorausschickte.
Die Zürcher Frauenzunft-Präsidentin Regula Zweifel zeigte sich in ihrer Rede von der Fröhlichkeit, Lockerheit und den vielen anwesenden Kindern am Bärenmähli angetan – ein grosser Unterschied zum Zürcher Sechseläutenumzug, zu dem sie im vergangenen Jahr eine Delegation der Bärengesellschaft eingeladen hatte. Sie wies darauf hin, dass ihre Gesellschaft zu Fraumünster nur als inoffizielle Vorhut und nur mit einer separaten Demonstrationsbewilligung in der Tasche am Umzug teilnehmen könne, der nach wie vor den reinen Männerzünften vorbehalten sei. Bei den Zürcher Männerzünften sei ganz im Gegensatz zur Kleinbasler Bärengesellschaft nach wie vor die seltsame Meinung verbreitet, dass der Geschichtsverlauf ein Verfallsprozess sei, sagte sie.
Integration und Selbstbehauptung
Moritz Leuenberger erfreute das Publikum mit launig-geistreichen Ausführungen zum Thema Integration. Auch er habe, als er als Zehnjähriger von Biel kommend nach Basel ins Humanistische Gymnasium eingetreten sei, mit Integrationsschwierigkeiten zu kämpfen gehabt. Er sei vorab von seinem Lateinlehrer, aber auch von seinen Mitschülern wegen seines Berner Dialekts gehänselt worden. Besser sei es ihm erst nach dem Wechsel in eine andere Schule ergangen. Mehrere seiner ehemaligen Mitschüler waren übrigens ans Bärenmähli gekommen, so dass Leuenberger in Basel zusätzlich ein Klassentreffen feiern konnte.
Leuenberger betonte in seiner Rede, in der er auf humorvolle Art auch aktuelle Themen wie den «Humor» des Berner Stadtpräsidenten, die BVB und die Zürcher Sittenpolizei streifte, dass sich Integration nicht staatlich verordnen lasse: «Das Leben zwischen den Menschen wird von den Menschen gestaltet», sagte er. Aber auch der Staat müsse integrationsfähig und -willig sein, ergänzte er unter anderem mit Bezug auf die SVP-Initiative gegen Masseneinwanderung. Ein Staat, der sich nur abschotte, sei so erbärmlich wie ein Mensch, der sich autistisch nur mit sich selber beschäftige.
Kein Kurzbesuch
Leuenbergers Basler Auftritt war nicht nur ein Pflichtbesuch. Dies liess aus der Tatsache ablesen, dass sich der Alt-Bundesrat Zeit nahm bei seinem Basel-Aufenthalt. So befand er sich noch immer im Kreis seiner ehemaligen Klassenkameraden, als die Bärin nach 23 Uhr im Hotel Krafft zum Schlusstanz eintraf und die Bärenband noch einmal ihre eigenwillig-witzigen Interpretationen von traditionellen Märschen und volkstümlichen Melodien zum besten gab.
Anm. Diese Zeilen sind mit etwas Vorsicht zu lesen, denn deren Verfasser ist selber Mitglied der Gesellschaft zum Bären und deshalb als Reporter vielleicht ein bisschen voreingenommen!