Vor der Hochzeit mit der französischen Konkurrentin Lafarge hat Holcim einen Rückgang von Umsatz und operativem Gewinn hinnehmen müssen. Hierbei schlagen Fusionskosten zu Buche. Der Reingewinn stieg dagegen markant, weil ein Anteil an einem Unternehmen verkauft wurde.
Der Umsatz ging im ersten Quartal um 2,8 Prozent auf 3,972 Mrd. Fr. zurück, wie Holcim am Donnerstag in einem Communiqué mitteilte. Fortschritte in Nordamerika hätten die Umsatzrückgänge nicht kompensieren können, hiess es. Die Franken-Stärke kostete 90 Mio. Fr. Umsatz.
Der operative Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) ermässigte sich um 3,9 Prozent auf 593 Mio. Franken. Schuld seien Fusionskosten für die Hochzeit mit Lafarge in Höhe von 44 Mio. Fr. und die schlechteren operativen Ergebnisse in Europa, Afrika und Nahen Osten. Ohne die Fusionskosten wäre der betriebliche EBITDA um 3,3 Prozent gestiegen. Der Konzern konnte die Zementpreise erhöhen.
Unter dem Strich verdiente das Unternehmen 378 Mio. Fr. nach 179 Mio. Fr. im Vorjahr. Damit konnte der grösste Zementkonzern der Welt sein Ergebnis mehr als verdoppeln. Hauptgrund dafür ist der Verkauf eines Anteils von 27,5 Prozent an Siam City Cement in Thailand, der einen Vorsteuergewinn von 371 Mio. Fr. in die Kasse spülte.
Mit den Zahlen hat Holcim die Erwartungen der Finanzgemeinde ausser beim Reingewinn verfehlt. Analysten hatten gemäss der Nachrichtenagentur AWP im Durchschnitt mit einem Umsatz von 4,021 Mrd. Fr. und einem betrieblichen EBITDA von 615 Mio. Fr. gerechnet. Beim Reingewinn hatten sie indes lediglich 341 Mio. Fr. geschätzt. An der schwächeren Schweizer Börse stieg die Aktie um 1 Prozent.
Zementverkäufe gesunken
Insgesamt sei die Investitionstätigkeit in den Industrie- und Schwellenländern in den ersten drei Monaten schwach gewesen. Nach dem wegen des milden Winters aussergewöhnlich starken ersten Quartal 2014 sanken die Zementlieferungen um 5,5 Prozent, da alle Regionen, mit Ausnahmen von Nordamerika und Lateinamerika geringere Volumen absetzten.
Allerdings sei in wichtigen Ländern wie Mexiko, den USA und den Philippinen mehr Zement verkauft worden. Auch der Transportbetonabsatz schrumpfte um 2 Prozent. Dagegen nahmen die Zuschlagsstofflieferungen dank Holcim Deutschland, Grossbritannien und den USA um 1,2 Prozent zu. Der Asphaltabsatz kletterte gar um 14,9 Prozent.
Für das Gesamtjahr rechnet Holcim mit steigenden Zementvolumen in allen Regionen mit Ausnahme von Europa. Auch die Volumen bei Zuschlagsstoffen und Transportbeton sollten zunehmen. Insgesamt erwartet Holcim ohne Lafarge einen Betriebsgewinn von 2,7 Mrd. bis 2,9 Mrd. Franken.
Chancen für Fusion gestiegen
Der Konzern sieht sich in guter Verfassung und gut aufgestellt für den geplanten Zusammenschluss mit Lafarge, wie es im Communiqué weiter heisst. Die Holcim-Aktionäre werden am 8. Mai an einer ausserordentlichen Generalversammlung ihr Votum zur Fusion abgeben, wobei zwei Drittel der Eigner für den Zusammenschluss stimmen müssen.
Die Chancen dafür sind nun deutlich gestiegen. Denn der zweitgrösste Aktionär Eurocement sagte nach längerem Zögern dem Vorhaben am (gestrigen) Mittwoch seine Unterstützung zu.
Eurocement, die 10,82 Prozent an Holcim hält, hatte sich zu ihren Absichten bisher bedeckt gehalten. Mit der Unterstützung der Gesellschaft sowie dem grössten Aktionär, Thomas Schmidheiny, der 20,11 Prozent besitzt, sind die Chancen nun hoch, dass die Holcim-Aktionäre die Transaktion durchwinken werden.
Die Kosten für die Fusion mit Lafarge werden für das Gesamtjahr auf 130 Mio. bis 150 Mio. Fr. veranschlagt, wie aus einer Unternehmenspräsentation hervorgeht.
Von Währungsgewinnen profitiert
Konkurrentin Lafarge hat derweil im ersten Quartal von Währungsgewinnen profitiert. Der Umsatz kletterte um 6 Prozent auf 2,779 Mrd. Euro. Ohne Währungsgewinne in Höhe von 214 Mio. Euro wäre der Umsatz um 1 Prozent gesunken.
Der Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) kletterte gar um 17 Prozent auf 403 Mio. Euro. Hier hätten Kosteneinsparungen und Innovationen geholfen, teilte Lafarge am Donnerstag in einem Communiqué mit.
Unter dem Strich fuhr der nach Holcim zweitgrösste Zementkonzern der Welt einen Verlust von 96 Mio. Euro ein. Das ist eine Verbesserung von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahresverlust von 135 Mio. Euro.