Holdeners unbeschreibliche Gefühle nach dem ersten Schweizer Kombinations-Gold seit 1991

Wendy Holdener und Michelle Gisin beweisen mit ihrem Traum-Ergebnis von St. Moritz, dass sie auch dann stark fahren können, wenn es besonders zählt. Und so kommt die Schweiz 26 Jahre nach Chantal Bournissen wieder zu Kombinations-Gold.

Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Championships - Women's Alpine Combined - St. Moritz, Switzerland - 10/2/17 - Gold medalist Wendy Holdener Switzerland reacts after Slalom part of Alpine Combined. REUTERS/Stefano Rellandini

(Bild: Reuters/STEFANO RELLANDINI)

Wendy Holdener und Michelle Gisin beweisen mit ihrem Traum-Ergebnis von St. Moritz, dass sie auch dann stark fahren können, wenn es besonders zählt. Und so kommt die Schweiz 26 Jahre nach Chantal Bournissen wieder zu Kombinations-Gold.

Nervös waren sie beide, die Innerschweizerinnen mit Jahrgang 1993. Mit ihren starken Leistungen in der Abfahrt hatten sich Wendy Holdener und Michelle Gisin eine fast einmalige Ausgangslage verschafft, doch die gilt es eben auch erst einmal zu nutzen. Denn die grossen Titelkämpfe waren bisher nicht das Ding der beiden Freundinnen gewesen.

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Wendy Holdener bestreitet in St. Moritz immerhin ihre bereits vierte WM. Als bestes Ergebnis stand sie bisher mit dem 11. Platz zu Buch., den sie 2013 in Schladming im Slalom belegte. Und noch schlechter präsentierte sich die Bilanz von Michelle Gisin vor ihrer dritten WM. Ihre persönliche Bestmarke war Rang 26, realisiert ebenfalls im Schladminger Slalom vor vier Jahren.

So wurde Wendy Holdener in St. Moritz gefeiert:

In St. Moritz wusste aber Wendy Holdener nach ihrer guten Abfahrt, den sie mit weniger als einer Sekunde als Siebente abgeschlossen hatte: «Es liegt etwas drin.» Wie stark sie Slalom fahren kann, hat sie in diesem Winter ja schon oft bewiesen. In sechs der sieben Weltcup-Slaloms dieses Winters stand sie schon auf dem Podium, wenngleich nie ganz zuoberst. Doch in der Kombination von St. Moritz fehlte ja die Amerikanerin Mikaela Shiffrin, die ihr (noch) fast immer vor der Nase steht.

Das Zittern

Doch dann gelang Holdener in ihrer starken Disziplin kein Traumlauf, und so begann das grosse Zittern. Doch am Ende reichte es doch: Gold für Holdener, Silber für Gisin. «Es ist unbeschreiblich, an der Heim-WM einen Doppelsieg mit Michelle feiern zu dürfen», gab die 23-jährige aus Unteriberg im Kanton Schwyz ihren Emotionen Ausdruck.



Alpine Skiing - FIS Alpine Skiing World Championships - Women's Alpine Combined - St. Moritz, Switzerland - 10/2/17 - Wendy Holdener of Switzerland is flanked by silver medalist Michelle Gisin of Switzerland (L) and Austria's bronze medal winner Michaela Kirchgasser of Austria after winning the gold medal in the Alpine Combined. REUTERS/Denis Balibouse

Gold und Silber bleiben in der Schweiz: Wendy Holdener eingerahmt von Michelle Gisin und der Österreicherin Michaela Kirchgasser auf dem Bronzeplatz. (Bild: Reuters/DENIS BALIBOUSE)

Michelle Gisin, wie Holdener von ihren im Ziel weilenden Eltern angefeuert, hieb in dieselbe Kerbe: «Ein Traum ging für mich heute in Erfüllung.» Im Weltcup stand sie erst ein einziges Mal auf einem Podium. Zweite war sie im Dezember in Val d’Isère geworden. Aber seither folgte manch nicht sehr vielversprechendes Ergebnis. Am Freitag aber war sie plötzlich wieder da. Ihre Schwester Dominique, die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2014 in Sotschi, überraschte sie vor allem mit ihren Qualitäten als Abfahrerin: «Sie hat ja praktisch nichts trainiert im Speedbereich. Aber Michelle hat einfach Talent.»

26 Jahre nach Chantal Bournissen

Wendy Holdener sicherte der Schweiz den neunten WM-Titel in der Kombination der Frauen. So viele Goldmedaillen besitzt in dieser Sparte kein anderer Verband. Doch der letzte Triumph ist schon lange her, genau 26 Jahre. Chantal Bournissen war 1991 in Saalbach die bisher letzte Schweizer Weltmeisterin in der Kombination. Unerreicht bleibt natürlich Erika Hess, die 1982, 1985 und 1987 gleich dreimal in Folge WM-Gold abholte. Die zuvor letzte Schweizer Medaille in der Kombination ging 2009 in auf das Konto von Lara Gut, deren Unfall die Schweizer Euphorie doch ein grosses Stück eindämmte.

Die Teamkolleginnen steckten den Dämpfer professionell weg. «Ich habe das mit Lara mitbekommen, wusste, sie ist gestürzt. Ich wurde immer nervöser. Ich bin froh, dass es so gut gegangen ist – für mich», sagte Holdener, deren Devise lautete, «durchatmen und probieren, an etwas anderes zu denken.»

«Es tut mir wahnsinnig leid, Freud‘ und Leid liegen im Skisport so nahe beieinander, im Sport allgemein», sagte Gisin, «aber man kann nicht vor dem Rennen darüber nachdenken, man muss versuchen, es auf die Seite zu schieben. Ich habe Übung darin», sagte die 23-Jährige und verwies auf Verletzungen von Schwester Dominique und Bruder Marc sowie ihres italienischen Freundes Luca De Aliprandini.

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