Mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel an der Spitze der Prominenz haben am Mittwoch die 101. Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth begonnen. Die Eröffnungspremiere dirigierte Christian Thielemann, Regie führte Jan Philipp Gloger.
Bei strahlendem Sonnenschein zeigte sich Merkel in türkisfarbener Abendrobe gut gelaunt an der Seite ihres Mannes Joachim Sauer und schrieb vor Beginn der Oper „Der Fliegende Holländer“ sichtlich entspannt Autogramme für die Schaulustigen. Merkel ist seit Jahren Stammgast in Bayreuth und gilt als grosse Anhängerin der Wagner-Opern.
Die deutsche Regierung war zudem vertreten durch Aussenminister Guido Westerwelle und Wirtschaftsminister Philipp Rösler. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer lud später noch zum Staatsempfang. In den Freistaat gereist war auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Zur Premiere kam auch Prominenz aus Film und Fernsehen: Veronica Ferres und ihr Partner Carsten Maschmeyer, Schauspielerin Michaela May und ihr Mann Bernd Schadewald oder auch Erol Sander und seine Frau Caroline Godet. Über den roten Teppich schritt auch Gloria von Thurn und Taxis.
Premiere von Tattoo-Skandal überschattet
Die diesjährige „Holländer“-Premiere war vom Tattoo-Skandal um den russischen Sänger Evgeny Nikitin überschattet, der sich in früheren Jahren Tätowierungen mit Nazi-Symbolen hatte stechen lassen und am Samstag aus Bayreuth abreiste.
Für ihn übernahm kurzfristig der Südkoreaner Samuel Youn die Titelpartie des Holländers. Regisseur Gloger gab dem Holländer eine zeitgenössische Gestalt: Er trat im Anzug auf. Dazu waren Trolley-Koffer und coffee-to-go-Becher die Requisiten des modernen, gehetzten Geschäftsmannes, der nur mit dem Anhäufen von Geld beschäftigt ist.
Nazi-Vergangenheit zu wenig aufgearbeitet?
Die Festspielleiterinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier wiesen unterdessen Vorwürfe zurück, sie würden die nationalsozialistische Vergangenheit der Festspiele nur unzureichend aufarbeiten. Sie hätten die ihnen zugänglichen Unterlagen zur wissenschaftlichen Untersuchung bereitgestellt, sagte Katharina Wagner: „Historiker sind dabei, das aufzuarbeiten.“
Der Münchner Staatsopernintendant Nikolaus Bachler hatte die Wagner-Halbschwestern zuvor heftig angegriffen. Sie zeigten mit dem Finger auf andere, „weil man mit der eigenen Geschichte ein Problem hat“. Auch Bayreuth-Regisseur Hans Neuenfels attackierte die Festspielleitung. Die Aufarbeitung der Vergangenheit liege noch im Dunkeln, sagte er dem 3sat-Magazin „Kulturzeit“.
Die Bayreuther Festspiele dauern bis zum 28. August.