Der Ton im französischen Wahlkampf wird rauer: Mit Empörung hat die konservative Regierung am Mittwoch auf einen Bericht reagiert, wonach der sozialistische Präsidentschaftskandidat François Hollande ihren Präsidenten Nicolas Sarkozy als „erbärmlichen Kerl“ beleidigt haben soll.
Hollande hatte am Dienstag einige Journalisten zum Mittagessen eingeladen. Das Gespräch war „off the records“ – die Aussagen durften also eigentlich nicht verbreitet werden. Dennoch berichtete die Zeitung „Le Parisien“ am Mittwoch, Hollande habe den Präsidenten als „erbärmlichen Kerl“ („sale mec“) bezeichnet.
Tatsächlich hatte der sozialistische Präsidentschaftskandidat in der Runde aber Sarkozy parodiert und so getan, als ob er als der amtierende Präsident zu den Franzosen spreche: „Ich bin der Präsident des Misserfolgs, ich bin ein erbärmlicher Kerl, aber in diesen schwierigen Zeiten bin ich der einzig Handlungsfähige.“
Der Politikchef des „Parisien“, Matthieu Croissandeau, räumte am Mittwoch ein, dass Hollande Sarkozy nicht direkt einen „erbärmlichen Kerl“ genannt habe, sondern „in die Rolle seines Rivalen geschlüpft“ sei. Dennoch zeige dies, wie Hollande seinen politischen Gegner einschätze.
Regierungssprecherin verlangt Erklärung
Vertreter der konservativen Regierungsmehrheit reagierten empört auf den „Parisien“-Bericht. Die Ministerin für Ausbildung und berufliche Bildung, Nadine Morano, forderte von Hollande eine „öffentliche Entschuldigung“. Regierungssprecherin Valérie Pécresse verlangte zumindest eine Erklärung, sollte die Aussage von Hollande so getroffen worden sein.
Die Sozialisten hielten der Regierungsmehrheit vor, wegen des Wahlkampfes viel Wind um eine Aussage zu machen, die falsch wiedergegeben worden sei. Zwei Sprecher von Hollande hoben hervor, dass die Aussagen so nicht gefallen seien.
Das Präsidentenamt sei im Übrigen durch Sarkozy selbst schon genug beschädigt worden, der 2008 zu einem Bürger, der ihm nicht die Hand schütteln wollte, vor laufenden Kameras gesagt hatte: „Dann hau ab, du Blödmann.“