Der britische Regisseur Tony Scott („Top Gun“) hat sich am Sonntag von einer Brücke in Los Angeles in den Tod gestürzt. Die Ermittler gingen von Suizid aus, teilte der zuständige Gerichtsmediziner Joe Bale mit. In Scotts Büro wurde ein Abschiedsbrief entdeckt.
Über dessen Inhalt wurde zunächst nichts bekannt. Die Zeitung „Los Angeles Times“ berichtete, Ermittler hätten in Scotts Wagen ausserdem eine Notiz mit Kontaktdaten gefunden.
Etliche Augenzeugen hätten um 12:35 Uhr (Ortszeit) die Rettungsdienste alarmiert, weil jemand von der Vincent Thomas Bridge im Hafen der US-Metropole gesprungen sei, sagte Polizeisprecher Tim Nordquist. Einige Stunden später hätten Taucher der Hafenpolizei Scotts Leichnam aus dem Wasser gezogen.
Der im Alter von 68 Jahren verstorbene Tony Scott hinterlässt seine Frau Donna und zwei Söhne. Der Durchbruch in Hollywood war ihm 1986 mit „Top Gun“ gelungen. In der Story um eine Eliteeinheit der US-Navy spielte Tom Cruise die Hauptrolle. Tony Scotts älterer Bruder ist der Regisseur Ridley Scott („Blade Runner“, Gladiator“).
Ein Kassenerfolg für Tony Scott wurde auch die zweite Folge der Krimikomödie „Beverly Hills Cop II“ (1987) mit Eddie Murphy. Das Liebesmelodram „True Romance“ nach einem Drehbuch des späteren Erfolgsregisseurs Quentin Tarantino („Pulp Fiction“) mit Christian Slater und Patricia Arquette trug weiter zu seinem Ruhm bei.
„Videoclip-Ästhetik der 80er Jahre“
In „Crimson Tide“ (1995), der Geschichte einer Meuterei auf einem Atom-U-Boot, brachte Scott Gene Hackman und Denzel Washington zusammen. Sein erfolgreicher Thriller „Enemy of the State“ (1998) mit Will Smith handelt von einem Anwalt, dessen Leben aus den Fugen gerät, als er zu einem Risiko für den Sicherheitsdienst wird.
Scotts letzter Film war „Unstoppable“ 2010. In dem Actionstreifen müssen Denzel Washington und Chris Pine einen Zug stoppen, der ausser Kontrolle geraten ist.
Tony Scott wurde von Kritikern als „guter Handwerker“ beschrieben. „Scotts Filme zeichnen sich durch optische Perfektion, schnelle Montage, Action, Tempo und eine der Videoclip-Ästhetik der 80er- und 90er Jahre angenäherte Filmsprache aus“, urteilte das Fachportal kino.de einmal über den „Top Gun“-Regisseur.
Produktionsfirma mit dem älteren Bruder
Oscar-Erfolge waren ihm hingegen nie vergönnt. Sein älterer Bruder Ridley, dessen Streifen „Prometheus“ derzeit in den Deutschschweizer Kinos gezeigt wird, war dreimal als bester Regisseur nominiert, erhielt den Preis jedoch bislang nicht. Sein Werk „Gladiator“ (2000) wurde mit gleich fünf Oscars ausgezeichnet.
Zusammen betrieben die gebürtigen Briten Ridley und Tony Scott eine Produktionsfirma in Los Angeles. Sie arbeiteten am Filmprojekt „Killing Lincoln.“ Weggefährten zeigten sich erschüttert über den Tod Scotts. „Keine Tony-Scott-Filme mehr. Tragischer Tag“, erklärte sein Kollege Ron Howard („Frost/Nixon“) am Sonntag.