Mehr als 100’000 Mitarbeiter sollen am kommenden Donnerstag von zu Hause oder von unterwegs aus arbeiten. Dieses Ziel setzen sich die Initianten des Home Office Day. Es ist das vierte Mal, dass das Netzwerk aus Wirtschaft und Politik mit einem Aktionstag auf flexiblere Arbeitsmodelle aufmerksam macht.
Dabei wäre mit 100’000 das Potenzial lange nicht ausgeschöpft, sagt Petra Jenner, Chefin von Microsoft Schweiz, am Dienstag vor den Medien. Selbst «konservativ gerechnet» würde das Potenzial gemäss einer Studie der Hochschule St. Gallen bei 450’000 liegen.
Mit flexiblen Arbeitsformen befasst sich das Unternehmen seit 2009. «Wir haben Szenarien diskutiert, was wir im Falle der Schweinegrippe tun würden», blickt Jenner zurück.
Die Diskussion führte zu den Vorzügen des Home Office, auch ohne Schweinegrippe. Mitgemeint sind inzwischen sämtliche anderen mobilen Arbeitsformen.
Die Stärken sind längst bekannt: Der einzelne Mitarbeiter hat beispielsweise grösseren zeitlichen Handlungsspielraum. Das erste Mail am Dienstagmorgen habe er um 05.15 Uhr erhalten, sagt Walter Steinmann, Direktor des Bundesamts für Energie BFE vor den Journalisten.
Zudem können Mitarbeitende, die viel reisen, auch von unterwegs aus arbeiten ohne Zwischenstopp im Büro. «Den null acht fünfzehn Arbeitsalltag gibt es beim BFE schon lange nicht mehr.» Nebst den Vorzügen für Arbeitnehmer und Arbeitgeber betonte Steinmann die Ressourcenschonung wie etwa Boden und Energie.
Modell für die nächste Generation
CVP-Nationalrätin Lucrezia Meier-Schatz, Geschäftsführerin von Pro Familia, spricht denn auch von einer «Notwendigkeit von Home Office», zumal mit der jungen Generation Erwerbstätige heranwachsen, die flexiblere Lebensgestaltung einfordern werden. Die Unternehmen , die diesem Wunsch entsprechen, haben dann die Nase vorn, ist sich Meier-Schatz sicher.
Diese Einschätzung wird unterstrichen durch eine ebenfalls am Dienstag präsentierte Studie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW): Wer von zu Hause aus arbeitet, der ist zufriedener mit seinem Arbeitgeber und mit seiner Produktivität.
Zudem stehen Berufs- und Privatleben besser im Einklang. Doch der fliessende Übergang kann auch zu Belastungen führen. So gaben 54 Prozent an, dass sie zum Zeitpunkt der Umfrage respektive zwei Wochen davor Einschlafstörungen hatten. Möglicherweise arbeiten sie abends länger und haben dann Mühe mit Abschalten.
Zur Pause in die Waschküche
Sowieso ist die Art und Weise, wie Home Office organisiert wird, relevant. Gemäss Hartmut Schulze, Leiter des Instituts für Kooperationsforschung und -entwicklung der Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, hat die Gestaltung der Pausen beispielsweise Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden.
Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, dass sie in der Pause Haushaltsarbeiten erledigt. «Sinnvoll wäre aber, Pausen richtig zu machen», sagt Schulze.
Die Pausenregelung wäre auch Chefsache. Home Office bedingt klare Abmachungen. Daniel Jositsch, Zentralpräsident KV Schweiz, SP-Nationalrat und Jurist, empfiehlt schriftliche Vereinbarungen.