Im Zuhälterei-Prozess um den einstigen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn (DSK) sind die ersten Angeklagten ausführlich befragt worden. Zunächst musste der frühere PR-Verantwortliche des Luxushotels Carlton, René Kojfer, Rede und Antwort stehen.
Der heute 74-Jährige soll eine zentrale Rolle in dem Netzwerk gespielt haben, das Sexpartys mit Callgirls rund um Strauss-Kahn organisierte. Beim Abhören seines Telefons waren die Ermittler auf den Namen des früheren sozialistischen Spitzenpolitikers und Chefs des Internationalen Währungsfonds (IWF) gestossen.
Kojfer soll Prostituierte für Kunden des Carlton in Lille organisiert und die nun Angeklagten zusammengebracht haben. «Eine Person, die die Mitglieder seiner Gruppe und die Mitglieder der anderen Gruppe kannte», beschrieb der Vorsitzende Richter Bernard Lemaire den 74-Jährigen.
Strauss-Kahn bestreitet Bekanntschaft mit Kojfer
Kojfer wird schwere Zuhälterei zur Last gelegt. Er soll nicht nur Prostitution begünstigt haben, sondern auch wiederholt junge Frauen engagiert und daraus finanziellen Profit gezogen haben.
Kojfer war der erste Verdächtige, gegen den in der sogenannten Carlton-Affäre im Oktober 2011 ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Sein Anwalt stellte ihn vor Gericht als naiven Mann mit Alkoholproblemen dar, der gerne Lügengeschichten über angebliche Kontakte zu mächtigen Männern erzählte.
Strauss-Kahn sagte am Montag bei einer kurzen Befragung vor Gericht, er kenne Kojfer nicht und habe auch nie das Carlton betreten. Am Dienstag wurden vor Gericht auch der frühere Carlton-Hotelmanager Francis Henrion und Hotelbesitzer Hervé Franchois befragt.
Prozess auf drei Wochen angesetzt
Der Prozess gegen Strauss-Kahn und die 13 anderen Angeklagten hatte am Montag im nordfranzösischen Lille begleitet von einem gewaltigen Medieninteresse begonnen. Am ersten Verhandlungstag ging es in erster Linie um Verfahrensfragen. Strauss-Kahn soll erst in der kommenden Woche ausführlich befragt werden, voraussichtlich am Dienstag. Der Prozess ist auf drei Wochen angesetzt, könnte aber noch verlängert werden.
Der 65-jährige Strauss-Kahn bestreitet seine Teilnahme an den Sexpartys unter anderem in Paris und Washington nicht. Er will aber nicht gewusst haben, dass es sich bei den Frauen um Prostituierte handelte.
Strauss-Kahn, Ende der 90er Jahre französischer Minister für Wirtschaft und Finanzen, war lange Zeit als aussichtsreichster Kandidat der Sozialisten für die Präsidentschaftswahl 2012 gehandelt worden.
Vergewaltigungsvorwürfe eines New Yorker Zimmermädchens zwangen ihn aber im Mai 2011, von der IWF-Spitze zurückzutreten, und setzten seiner politischen Karriere ein jähes Ende. Ein Strafverfahren in den USA wurde schliesslich wegen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit des Zimmermädchens eingestellt.