Der Präsident von hotelleriesuisse rechnet in den kommenden Jahren mit einer Beschleunigung des Hotelsterbens. Die Umnutzung in Zweitwohnungen sei deshalb eine gute Lösung. Sie ist die zentrale Forderung der Branche an die Verordnung zur Zweitwohnungsinitiative.
Für die Hotellerie sei die vom Volk angenommene Initiative eine Chance – aber nur dann, „wenn weiterhin Ferienwohnungen in bestehende Häuser eingebaut werden dürfen“, sagte hotelleriesuisse-Präsident Guglielmo Brentel in einem am Samstag erschienenen Interview mit „Tages-Anzeiger“ und „Bund“.
Er bekräftigte damit die Kritik der Branche in der Anhörung zum bundesrätlichen Verordnungsentwurf. Die Tourismusbranche wehrt sich dagegen, dass nur die Umnutzung von Erst- in Zweitwohnungen vorgesehen sei – aber nicht diejenige von Hotels in Zweitwohnungen. Diese Ungleichbehandlung von Wohnungs- und Hotelbesitzern komme einer „Diskriminierung“ gleich, sagte Brentel im Interview.
Damit bestehende Hotels weiterentwickelt werden könnten, müssten „hybride“ Geschäftskonzepte mit vermieteten Ferienwohnungen zulässig sein.
Bundesrat verschiebt Entscheid
Der Bundesrat hat die Verordnung letzten Mittwoch ein erstes Mal diskutiert, aber noch keinen Entscheid getroffen. Offen ist dabei insbesondere auch die Frage, ob die Ausführungsbestimmung – und der damit verbundene Baustopp für Zweitwohnungen – am 1. September in Kraft tritt.
Laut dem hotelleriesuisse-Präsidenten ist es für die Branche akzeptabel, dass beim Bau eines neuen Hotels keine Eigentumswohnungen eingebaut werden dürfen. „Man muss dann aber in Kauf nehmen, dass auch da keine neuen Hotels entstehen, wo man sie gerne hätte.“
Weil der Bau von Zweitwohnungen innerhalb eines Hotels nicht mehr möglich sei, entgehe der Branche immerhin ein jährliches Querfinanzierungspotenzial von 120 Millionen Franken. „Im Vordergrund steht für uns aber die Möglichkeit der kompletten Umnutzung von bestehenden Hotelbauten“, betonte Brentel.
100 Hotels pro Jahr machen dicht
Laut dem Branchenverbands-Präsidenten schliessen jährlich schweizweit rund 100 Hotels ihre Türen. Das Hotelsterben werde sich in den kommenden Jahren beschleunigen. „Eine Wurstfabrik oder Schreinerei daraus zu machen, ist relativ schwierig – die Umnutzung in Zweitwohnungen ist hingegen eine gute Lösung.“
Dies mache auch deshalb Sinn, weil sonst eine enorme Entwertung oder sogar die Zerstörung der Immobilie drohe. „Hotelruinen dienen weder dem Ortsbild noch dem Tourismus.“ Die Alternative wäre die Subventionierung von Hotels durch den Staat, „und das wollen wir nicht“.
Die Hotelbranche müsse man nicht subventionieren, sondern den Hoteliers Möglichkeiten bieten, sich zu entwickeln. „Neues Spiel, neue Regeln – das ist in Ordnung.“