Der Bann ist gebrochen. Das House of Switzerland Brazil 2016 feiert mit Heidi Diethelm die erste Schweizer Medaillengewinnerin in Rio de Janeiro.
Rund 400 Fans, Gäste, Touristen und Offizielle empfingen die Thurgauerin mit ihrer Bronzemedaille um den Hals. Treichelklänge verliehen ihrem Auftritt eine helvetische Note. Der Abend an der Lagune von Rio verlief ungezwungen, offizielle Reden wurden keine gehalten. Gegen 22 Uhr bat der Moderator den Star des Abends unter Applaus auf die Bühne. Die 47-jährige Schützin zeigte wie schon beim Wettkampf kaum Emotionen und beantwortete artig ein paar Fragen. Der schönste Moment des Tages? «Die Medaillenübergabe.» Wie lange bleibst Du noch Rio? «Noch 2 Tage.» Wie viele Medaillen macht die Schweiz? «Noch drei.» Emotionaler waren ihre Fans. «Heidi, mir wei Di!», sangen sie im Chor.
Der Tag hatte für die Schützin bereits um 5.40 Uhr begonnen. Aufstehen, Aktivierungsübungen, Frühstücken, Dislozieren, dann 75 Minuten Wettkampf-Vorbereitung. Nach dem Gewinn von Bronze folgte gleich die Medaillenübergabe, dann zwei Medienkonferenzen, die Dopingkontrolle.
Weiter ging die Reise mit einem SRF-Wagen ins Fernsehstudio am weltbekannten Ipanema Beach. Danach – früher als erwartet – trafen Diethlem und ihre Entourage um 20.30 Uhr im House of Switzerland ein. Swiss-Olympic-Präsident Jörg Schild und Direktor Roger Schnegg gehörten zu den ersten Gratulanten. Nach dem Apéro machte sich bei der Schützin der Hunger bemerkbar. Ausgerechnet als das Essen aufgetischt wurde, rief jedoch die Pflicht. Diethelm nahms sportlich: An diesem Tag sei das Essen nicht das Wichtigste, sagte sie.
Die Schützin trat zunächst auf die Bühne – im Blitzlichtgewitter der Journalisten und vor begeisterten Fans. Dann stand sie den Medien Red und Antwort, in Deutsch und fliessend in Französisch. «Judo, Volleyball und Schwimmen waren meine Sportarten in der Jugend», erzählte sie. Zum Schiessen hatte sie keinen Bezug, bevor sie an einem Firmenanlass ihr Talent entdeckte und mit 33 Jahren ernsthaft mit ihrem Sport begann. «Die Faszination, einen Zehner zu schiessen, packt mich jedem Tag von Neuem».