Human Rights Watch verurteilt Menschenrechtsverletzungen bei der Organisation sportlicher Grossereignisse. Durch die Vergabe Olympischer Spiele oder der Fussball-WM würden «Menschenrechtsverletzer belohnt, während es den Menschen vor Ort allzu oft Unheil bringt».
Im heute veröffentlichten Jahresbericht der Menschenrechtsorganisation heisst es, im Umfeld der Olympischen Winterspiele 2014 im russischen Sotschi seien «die Menschenrechte auf breiter Front mit Füssen getreten» worden. «Es kam zu Zwangsräumungen, Verletzungen von Arbeiterrechten, einem zunehmend harten Vorgehen gegen Mitglieder der Zivilgesellschaft und Journalisten und zur Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender (LGBT)», heisst es im«World Report».
Die Vorbereitung der Fussballweltmeisterschaft 2022 in Katar habe zu «Menschenrechtsverletzungen in immensem Ausmass» geführt, erklärten die Aktivisten. Das Emirat steht wegen der Zustände auf den Baustellen für die WM-Endrunde seit Monaten massiv in der Kritik. Hunderte Gastarbeiter, vor allem aus Nepal und Indien, kamen dort bereits ums Leben.
HRW lenkte den Blick auch auf die Olympischen Winterspiele 2022, für deren Austragung sich nur China und Kasachstan bewerben. Beide Länder haben dem Bericht zufolge «eine miserable Bilanz in Sachen Pressefreiheit und versuchen, Journalisten im Gefängnis zu zermürben».
«Explosives Gemisch»
Es seien «immer häufiger die schwarzen Schafe», die sich am eifrigsten darum bemühen, ihren Ruf durch weltweit beachtete Sportspektakel aufzupolieren, bemängelte HRW. Dabei sei es in der Vergangenheit immer wieder zu Zwangsräumungen, zur Ausbeutung von Gastarbeitern, zur Diskriminierung von Minderheiten sowie zur «Bedrohung, Einschüchterung und Inhaftierung von Journalisten» gekommen.
Dieses «explosive Gemisch aus Sport und Menschenrechtsverletzungen» mache Reformen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) und des Fussballweltverbands FIFA dringend nötig, erklärte Human Rights Watch. «Die internationalen Sportverbände müssen sich der Erkenntnis stellen, dass Menschenrechtsprobleme eher zunehmen, wenn eine Regierung den Zuschlag für grosse Infrastrukturinvestitionen erhält.» Künftig sollten bei der Auswahl der Veranstalter «konkrete Prüfkriterien für die Einhaltung der Menschenrechte» vereinbart werden.
Menschenrechte Schlüssel zur Konfliktlösung
Im 656 Seiten umfassenden Jahresbericht dokumentiert HRW auch die allgemeine Menschenrechtslage in weltweit 90 Ländern. Die Organisation wirft den Regierungen zahlreicher Krisenstaaten vor, im Kampf gegen Extremisten und andere Bedrohungen die Menschenrechte zu missachten.
Dies sei ein grosser Fehler, schreibt HRW-Chef Kenneth Roth in seinem Einführungsessay. «Menschenrechtsverletzungen haben in erheblichem Masse zur Ausbreitung und Verschärfung vieler Krisen geführt.» Der Schutz der Menschenrechte sei ein Schlüssel zur Lösung der Konflikte.