HSV entlässt Thorsten Fink

Beim FC Basel hätte man ihn noch so gerne behalten. Beim Hamburger SV muss Thorsten Fink laut Medienberichten nun gehen. Ein anderer Ex-Basler teilte ihm am Montagabend die Entlassung mit.

Thorsten Fink ist zurzeit der Favorit der Leser-Umfrage. (Bild: Kerstin Joensson)

Beim FC Basel hätte man ihn noch so gerne behalten. Beim Hamburger SV muss Thorsten Fink laut Medienberichten nun gehen. Ein anderer Ex-Basler teilte ihm am Montagabend die Entlassung mit.

Diese Trennung kündigte sich an. In den ersten fünf Partien der laufenden Saison holte der Hamburger SV unter Trainer Thorsten Fink magere vier Pünktchen – und kassierte 15 Gegentore, so viele wie kein anderer Bundesligist. Hinzu kamen die Probleme neben dem Platz.

Mit Investoren, die über Fink und sein Team herzogen («es fehlt die Motivation!») und – auch nicht besonders inspiriert – nach Felix «Quälix» Magath verlangten. Mit aussortierten Spielern, die nach Ansicht von Fink plötzlich doch wieder gebraucht wurden, was wiederum der Clubleitung gänzlich missfiel. Das führte zu Spannungen zwischen dem Trainer und Sportdirektor Oliver Kreuzer, dem anderen Ex-Bayer und Ex-Basler bei den Hamburgern. 

Und möglicherweise hatte auch Superstar Rafael van der Vaart seinen Kopf nicht immer nur beim Fussball.

Endlich Schluss

Schliesslich klappte jedenfalls so ziemlich gar nichts mehr. Am Samstag gab’s gegen Dortmund eine brutale 2:6-Klatsche, der die offiziellen HSV-Twitterer höchstens etwas Positives abgewinnen konnten: den Abpfiff. «Zum Glück ist Schluss. Der HSV verliert auch in dieser Höhe verdient.»

Danach stellte Oliver Kreuzer auf der Seite des HSV vielsagend fest: «Die Defensive ist die Basis des Erfolges.» Wobei er das ausdrücklich nicht als Vorwurf an der Verteidigung verstanden haben wollte: «So kurios sich das anhört: Ich bin der Meinung, dass unsere drei bis vier Verteidiger ein gutes Spiel gemacht haben.» Versagt habe vor allem das Mittelfeld und der Sturm, gedanklich, physisch, in allen Belangen viel zu langsam: «Da sind die Spieler in der Abwehrkette die ärmsten Schweine.» 

Das war nicht nur eine Verteidigungsrede für die «drei bis vier Verteidiger», sondern auch ein Angriff auf den Trainer, seine Vorbereitung und vor allem: sein Spielsystem. Viel zu offensiv! «Das liebt Fink. Aber du kannst nicht in jedem Spiel vier Tore schiessen», sagte Kreuzer später auch vor den Medien.

Wobei gegen Dortmund ja nicht einmal das gereicht hätte. 

Ab nach München

Nach dieser Pleite schien jedenfalls auch Fink von Hamburg genug zu haben. Wie «Bild» in Erfahrung brachte, flog er am Sonntagmorgen noch vor Trainingsbeginn weg – zu seiner Familie nach München. 

Spätestens zu diesem Zeitpunkt wussten die «Bild»-Reporter, dass sie an der Sache dranbleiben mussten, möglichst nah versteht sich, nicht so wie die «armen Schweine» auf dem Platz.

Der Einsatz machte sich bezahlt. Zuerst erfuhr «Bild», dass die «Bosse schäumen». Dann dass sich Kreuzer mit Fink wegen seines plötzlichen Abfluges unterhalten wolle. Dann dass eine solche Unterhaltung eigentlich gar keinen Sinn mehr hat, weil man auf Fink jetzt pfeift. Am Montagabend, 22 Uhr, teilte ihm Kreuzer die Entlassung mit. Offiziell verkündet wird diese laut «Bild» am Dienstagmorgen. 

Wer wird Nachfolger – ein anderer «Basler»?

Die Öffentlichkeit wird die Personalie «Fink» zu diesem Zeitpunkt aber möglicherweise schon nicht mehr so sehr interessieren. Umso mehr aber die Frage nach dem Nachfolger. Der HSV-Blog des Hamburger Abendblattes tippt auf Markus Babbel (zuletzt in Hoffenheim gescheitert), während «Bild» daneben auch noch den ehemaligen Lautern-Trainer Franco Foda ins Spiel bringt.

Babbel spielte mit Kreuzer zusammen bei den Bayern, Foda arbeitete mit ihm bei Sturm Graz zusammen und Foda wie Kreuzer spielten zuvor in Basel.

Gut möglich also, dass Kreuzer weiterhin mit einem alten Bayer oder einem früheren Basler zusammenarbeiten wird. 

Ob das gut geht?

Nicht zwingend. Aber vielleicht ist im anderen Fall auch nicht unbedingt der Trainer schuld. «Die Welt» hat vor Kurzem schonungslos festgestellt, dem HSV fehle es generell an allem: Geld, Geist und Visionen. Und nun hat der Verein nicht einmal mehr Fink, der im Oktober 2011 als Hoffnungsträger von Basel nach Hamburg kam. 

Immerhin rettete er den Traditionsclub danach vor dem Abstieg. In der darauffolgenden Saison verpasste er dann aber knapp die Europa League. Diesmal werde er es in einen europäischen Wettbewerb schaffen, sagte Fink vor der laufenden Saison. Nach fünf Runden siehts allerdings gar nicht danach aus. Sondern eher wieder nach Abstiegskampf. Der nächste Retter ist gefragt.

 

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