Die Präsidentin des Schweizerischen Roten Kreuzes, Annemarie Huber-Hotz, fordert im Interview mit der «Schweizer Illustrierten» die vorläufige Aufnahme von 80’000 Flüchtlingen. Das ist viel mehr als der Bundesrat vorgesehen hat.
80’000 anerkannte und vorläufig aufgenommene Flüchtlinge lebten derzeit in der Schweiz, sagt die ehemalige Bundeskanzlerin. Das entspreche zwei Prozent der ausländischen Bevölkerung. «Eine verschwindend kleine Zahl!», sagt Huber-Hotz.
1871 habe die Schweiz innerhalb von drei Tagen 80’000 Soldaten der französischen Bourbaki-Armee aufgenommen. «Das muss man heute erneut machen: Wir haben Platz für weitere 80’000 Flüchtlinge», sagt Huber-Hotz.
Der Bundesrat hatte 2013 im Rahmen eines Pilotprojektes ein Kontingent von 500 Flüchtlingen aus Syrien bewilligt. Dieses Jahr hat er beschlossen, weitere 3000 Personen aufzunehmen. Huber-Hotz sagt jedoch, die Schweiz müsse viel mehr machen.
Dazu müsse der im Asylgesetz vorgesehene Sonderstatus der vorläufigen Aufnahme wieder in Kraft gesetzt werden. Dies mit dem klaren Ziel, dass die Leute wieder zurückgehen, wenn der Krieg in Syrien vorbei sei. «Im Balkankonflikt war die Schweiz damit erfolgreich. 90 Prozent der vorläufig Aufgenommenen gingen wieder zurück», sagt sie.