Die Selbstbau-Häuschen, welche die Stadt Zürich für Asylsuchende in der Messehalle 9 in Zürich-Oerlikon einrichten wollte, sind zu gefährlich. Sie haben den Brandtest der Gebäudeversicherung des Kantons Zürich nicht bestanden. Die Stadt muss eine neue Lösung finden.
Am gleichen Tag, an dem das Stadtzürcher Sozialdepartement darüber informierte, dass es in einer Messehalle ab Januar 250 Asylsuchende in Ikea-Häuschen unterbringen will, wurde von der Kantonalen Gebäudeversicherung (GVZ) ein Brandtest mit den Wohneinheiten durchgeführt.
Das Resultat ist ernüchternd: Die Ergebnisse der Tests hätten starke Zweifel an der Einsatzfähigkeit der Wohneinheiten aufkommen lassen, heisst es in einer Mitteilung der Stadt vom Freitagnachmittag. «Nach momentanem Erkenntnisstand wäre die Sicherheit der Bewohnerinnen und Bewohner bei einer Verwendung der ‚Shelter‘ nicht gewährleistet.»
«Wir haben der Stadt unsere Bedenken bereits am Mittwoch mitgeteilt», sagte Kirstin Steyer, Kommunikationsverantwortliche der GVZ, gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Sie hätten Hinweise aus Deutschland gehabt und sofort einen Brandtest angeordnet. «Über dessen Ergebnis haben wir die Stadt am Freitagmorgen um 8 Uhr informiert.»
Dennoch hatte Sozialvorsteher Raphael Golta (SP) zusammen mit der Zürcher Asylorganisation (AOZ) um 10 Uhr den Medien den Aufbau der geplanten 62 Ikea-Häuschen und ihre Unterbringungspläne präsentiert. Am 4. Januar hätten die ersten Asylsuchenden in die Häuschen in der Messehalle einziehen sollen.
«Das Ergebnis der Brandtests hat uns überrascht», sagte Golta am Nachmittag gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Schliesslich seien die «Shelters» weltweit bereits mehrfach im Einsatz. Die bisherigen feuerpolizeilichen Abklärungen hätten ergeben, dass der Einsatz der Häuschen in der Halle 9 möglich sei.
Gestützt auf ein Gutachten aus Schweden sei man davon ausgegangen, dass die Unterkünfte den Anforderungen an den Brandschutz genügten, heisst es in einer gemeinsamen Mitteilung von Stadt und AOZ.
Ein Rückschlag für die Stadt
Sicher ist für Golta: «Die neusten Erkenntnisse werden uns wohl tatsächlich einige Tage, vielleicht sogar Wochen zurückwerfen.» Die AOZ prüfe bereits alternative Wohneinheiten, um möglichst rasch Unterkünfte für 250 Flüchtlinge in der Messehalle einrichten zu können. Die bereits aufgebauten Unterkünfte werden wieder entfernt.
Die so genannten «Shelters» sind Selbstbau-Hütten, die von der Ikea-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR entwickelt wurden. Sie werden weltweit eingesetzt, zur Zeit etwa in Griechenland zur Bewältigung der Flüchtlingsströme.
Auch der Kanton Aargau wollte in Frick 300 Asylsuchende in den so genannten «Shelter» unterbringen. Das Departement für Gesundheit und Soziales entschied nun jedoch aufgrund der neusten Erkenntnisse aus Zürich, ebenfalls auf den Indoor-Einsatz der «Shelters» zu verzichten, wie es in einer Mitteilung heisst.