Hunderte Menschen haben am Samstag in der US-Kleinstadt Lisle (Illinois) einen bewegenden Abschied von der in einer texanischen Gefängniszelle gestorbenen Sandra Bland genommen.
Nach Medienberichten bildeten sich lange Schlangen vor der Methodistenkirche, in der die junge Schwarze in einem weissen Sarg aufgebahrt war.
Auch viele Menschen, die Bland nie persönlich kennengelernt hätten, seien gekommen, berichtete die «Chicago Tribune». Demnach war der Andrang so gross, dass mehrere Hundert Menschen die kirchliche Feier auf einem Bildschirm im Keller des Gotteshauses – Blands Heimatkirche – verfolgen mussten.
«Ich habe Sandra nicht gekannt, und ich weiss nicht, was passiert ist», zitierte die Zeitung einen Mann aus Chicago. «Aber ich weiss, dass sie nicht hätten sterben müssen. Es gibt eine Epidemie von Polizeiterror in diesem Land, und Menschen müssen dem Einhalt gebieten.»
Bland war am 10. Juli wegen eines Verkehrsverstosses festgenommen und drei Tage später in ihrer Zelle in Hempstead in Texas tot aufgefunden worden. Nach Angaben der Behörden tötete sich Bland selbst, ihre Eltern bezweifelten das. Am Freitag legte die Staatsanwaltschaft einen Autopsiebericht vor, der nach ihren Angaben bestätigt, dass die 28-jährige Suizid beging.
Blands Festnahme durch einen weissen Polizisten und ihr Tod hatten in den USA neue Debatten über Polizeigewalt gegen Schwarze ausgelöst. Bland hatte unweit von Houston mit ihrem Auto die Fahrspur gewechselt, ohne zu blinken. Als ein Polizist sie stoppte, gerieten beide in einen lauten Streit. Sie kam daraufhin wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt ins Gefängnis.