Hunderte Erasmus-Verträge müssen neu verhandelt werden

Auf der Suche nach einer Lösung für das Austauschprogramm Erasmus zeichnet sich keine Zauberlösung ab. Hunderte von Verträgen mit europäischen Partner-Unis müssen neu verhandelt werden. Der Rektor der Universität Zürich warnt vor dem Imageschaden, welcher dem Hochschulstandort Schweiz droht.

Rektor der Universität Zürich Michael Hengartner (Archiv) (Bild: sda)

Auf der Suche nach einer Lösung für das Austauschprogramm Erasmus zeichnet sich keine Zauberlösung ab. Hunderte von Verträgen mit europäischen Partner-Unis müssen neu verhandelt werden. Der Rektor der Universität Zürich warnt vor dem Imageschaden, welcher dem Hochschulstandort Schweiz droht.

Ohne EU-Förderung sei es für europäische Studenten derzeit «weniger attraktiv, in die Schweiz zu kommen», erklärte Michael Hengartner anlässlich einer Medienkonferenz einen Monat nach seinem Amtsantritt. Da die Austauschprogramme reziprok sind, könnten dann auch keine Schweizer Studenten an diese Universitäten gehen.

Die Universität Lausanne erhält zum Beispiel seit dem Ja zur Zuwanderungsinitiative täglich Absagen an ihre Studenten für Studienplätze an Partner-Universitäten, wie Antoinette Charon Wauters, die Mobilitätsverantwortliche der Universität Lausanne, der Nachrichtenagentur sda.

Die Universität Lausanne habe mit Partnerhochschulen insgesamt 400 Erasmusverträge abgeschlossen. Nun müsse sie mit jeder Partner-Institution die Verträge einzeln neu aushandeln.

Imageschaden

Da die Schweiz künftig nicht nur Schweizer Studenten im Ausland, sondern auch europäische, die in die Schweiz kommen, fördern muss, steigen auch die Kosten. Wichtiger als der finanzielle sei jedoch der Imageschaden, den die Schweiz durch den Ausschluss aus den europäischen Austausch- und Forschungsprogrammen erfahre, sagte Rektor Hengartner.

Am härtesten treffe die Schweizer Universitäten der Wegfall der Stipendien des europäischen Forschungsrates (ERC). Sie fördern einzelne Forscher mit bis zu zwei Millionen Euro und werden in einem kompetitiven Verfahren vergeben. Als Drittstaat darf sich die Schweiz nicht mehr bewerben. «Es gibt keine Alternative für diese Exzellenz-Währung», sagte Hengartner. «Das ist ein Loch bei den Besten.»

Auch die wahrgenommene Ausländerfeindlichkeit der Schweiz könnte ins Gewicht fallen, wenn sich Spitzenforscher zwischen einer Schweizer oder einer ausländischen Universität entscheiden müssen. So etwas sei allerdings nur einer von vielen persönlichen Entscheidungsfaktoren.

Appell für einen «offenen europäischen Hochschulraum»

Die hohe Zahl von ausländischen Studenten und Professoren an Schweizer Universitäten sei kein Problem, sondern eine Stärke, von der das Land profitiert, betonte Hengartner. «Internationalität bringt enorm viel Qualität». Ihr verdanke die Schweiz ihren Spitzenplatz in der Wissenschaft.

Hengartner gehört denn auch zu den 400 Erstunterzeichnern eines «Appells für einen offenen europäischen Hochschulraum», den der Verband der Schweizer Studierendenschaften (VSS) initiiert hatte. Die Studenten fordern, dass die Schweiz weiter am Studierenden-Austauschprogramm «Erasmus+» sowie am Forschungsrahmenprogramm «Horizon 2020» teilnehmen sollen könne.

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