Ein sperriges Thema zur Feier des 60. Geburtstags von Bundeskanzlerin Angela Merkel: In der CDU-Zentrale in Berlin haben mehrere hundert Gäste den Ausführungen des bekannten Konstanzer Historikers Jürgen Osterhammel zu den «Zeithorizonten der Geschichte» gelauscht.
Unter den Gästen waren am Donnerstagabend neben Merkels Mutter auch ihr Ehemann Joachim Sauer und alte Weggefährten der Kanzlerin wie der letzte Ministerpräsident der DDR, Lothar de Maizière.
Etwa 650 Gäste kamen am Abend ins Konrad-Adenauer-Haus, um Merkel an ihrem runden Jubiläum zu würdigen. Generalsekretär Peter Tauber überreichte der im eleganten schwarzen Blazer mit heller Bluse erschienenen CDU-Chefin und Bundeskanzlerin einen Blumenstrauss und dankte ihr «für Ihren Dienst an unserem Land».
Unter den Gästen waren neben zahlreichen Unions-Ministern der grossen Koalition auch SPD-Chef und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel und Arbeitsministerin Andrea Nahles. Auch der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und frühere FDP-Minister der schwarz-gelben Koalition, wie Rainer Brüderle und Dirk Niebel, nahmen an der Feier teil.
Auch der Präsident der Deutschen Fussballbundes (DFB) Wolfgang Niersbach und Kult-Trainer Otto Rehhagel waren in die CDU-Zentrale gekommen, um der fussballbegeisterten Kanzlerin zu gratulieren. Unter den Gratulanten waren auch einige Prominente aus der Unterhaltungsbranche wie die Volksmusiker Marianne und Michael und der ehemalige Dschingis-Khan-Musiker Leslie Mandoki.
Globalisierte Politik
Osterhammel referierte in seinem Fachvortrag unter anderem darüber, wie die Globalisierung die Geschichtswissenschaft und auch die Bedingungen des Politikmachens verändert hat. In einer – wie er selbst sagte – «Tour de Force» durch die Weltgeschichte, erörterte der Historiker Parallelen zwischen politischen Mechanismen der Vergangenheit und der Gegenwart.
Auch Querverweise auf den Fussball fehlten angesichts des nur wenige Tage zurückliegenden WM-Siegs der deutschen Nationalmannschaft nicht: Während der Weltmeisterschaft habe sich die Menschheit kurzfristig in eine Masse enthusiastischer Sportgenossen verwandelt, sagte Osterhammel.
Zu gemeinsamen Standards – etwa bei Arbeitsbedingungen in der globalisierten Wirtschaft – könne sich die Weltgemeinschaft aber nicht durchringen, erörterte er die Schwierigkeiten internationaler Verständigung.
Es ist nicht das erste Mal, dass die promovierte Physikerin Merkel ihren runden Geburtstag mit einem wissenschaftlichen Vortrag feiert: Zu ihrem 50. referierte – zur Überraschung der geladenen Gäste – der berühmte Neurophysiologe Wolf Singer über die Vorgänge im Gehirn. In ihren 60. Geburtstag hatte die Kanzlerin in der Nacht zu Donnerstag auf dem Brüsseler EU-Gipfel hinein gefeiert.