Zum Gedenken an die Opfer des Anschlages im Londoner Parlamentsviertel haben sich am Donnerstagabend hunderte Menschen im Zentrum der britischen Hauptstadt versammelt.
«Die Londoner lassen sich niemals vom Terrorismus einschüchtern», sagte Bürgermeister Sadiq Khan auf dem schwer bewachten Trafalgar Square.
Auf dem Platz im Herzen Londons zündeten die Teilnehmer der Trauerkundgebung Kerzen an oder legten Blumen nieder. Auf Schildern waren Botschaften wie «Hass wird uns nicht spalten» zu lesen. «Wir haben keine Angst», lautete eine andere Parole.
Der Attentäter hatte am Mittwoch nahe dem Parlament zwei Fussgänger und einen Polizisten getötet, bevor er selbst erschossen wurde. 40 Menschen wurden verletzt. Ein 75 Jahre alter Mann erlag am Donnerstagabend seinen Verletzungen.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte die Tat für sich. Der Angreifer wurde als vorbestrafter Brite identifiziert. Er war der Polizei wegen diverser Vergehen bekannt, darunter Körperverletzung und Waffenbesitz, er galt aber nicht als Gefährder und es liefen derzeit keine Ermittlungen gegen ihn.
Es handelt sich um einen 52-jährigen Mann namens Khalid Masood. Scotland Yard bestätigte auch, dass der Mann in Grossbritannien geboren wurde, er soll zuletzt in den West Midlands gelebt haben. Er sei unter einer Anzahl von Aliasnamen bekannt gewesen.
Masood sei in der Vergangenheit mit Gewaltdelikten und unerlaubtem Waffenbesitz in Erscheinung getreten, hiess es in einer Mitteilung weiter. Eine Verurteilung wegen terroristischer Aktivitäten habe es nicht gegeben.
Verhaftungen im Umfeld
Gegen Masood war bereits vor einigen Jahren ermittelt worden, wie Premierministerin Theresa May im Parlament berichtete. Er stand im Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein. May bezeichnete ihn in ihrer Rede als «Randfigur».
«Diese Art von Angriffen, diese Einsamer-Wolf-Anschläge, bei denen Dinge des täglichen Gebrauchs eingesetzt werden – ein Auto, ein Messer – sind sehr viel schwieriger zu verhindern», sagte Verteidigungsminister Michael Fallon in der BBC. Trotzdem sei es in den vergangenen Jahren gelungen, viele dieser Angriffe zu verhindern. Im vergangenen Jahr allein über ein Dutzend.
Polizisten stürmten nach dem Anschlag insgesamt sechs Wohnungen in Birmingham, London und anderen Orten in Grossbritannien, wie der Terrorabwehr-Chef von Scotland Yard, Mark Rowley, sagte. Es habe acht Festnahmen gegeben. Über den Angreifer sagte Rowley, dieser habe wohl auf eigene Rechnung gehandelt und sei «vom internationalen Terrorismus» angestiftet worden.
Birmingham gilt als Hochburg der Islamistenszene in Grossbritannien. Laut BBC wurde das bei dem Anschlag verwendete Fahrzeug, ein grauer SUV, in der mittelenglischen Stadt angemietet.
Trauer und Anteilnahme
«Wir haben keine Angst, und unsere Entschlossenheit wird angesichts des Terrorismus niemals wanken», sagte May nach einer Schweigeminute im Parlament. Einige hundert Meter weiter fand vor dem Gebäude von Scotland Yard eine Zeremonie statt, bei der unter anderem des getöteten Polizisten gedacht wurde.
In dem weiterhin abgesperrten Gebiet um Westminister Palace herrschte Stille. Nur die Geräusche der über dem Tatort kreisenden Helikopter waren zu hören.
Die Tat löste international Bestürzung und Anteilnahme aus. May bekam Beileidsbekundungen und Solidaritätsversprechen von führenden Staats- und Regierungschefs. Sie telefonierte unter anderem mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel, dem US-Präsidenten Donald Trump, Frankreichs Präsidenten François Hollande und dem rumänischen Ministerpräsidenten Sorin Grindeanu.
Die Queen sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus. Paris schaltete die Beleuchtung des Eiffelturms ab, das Brandenburger Tor in Berlin sollte in den Farben der britischen Flagge angestrahlt werden.