Mit einem Strassenfest und einer Reihe von Gegendemonstrationen haben tausende Bürger im deutschen Magdeburg am Samstag einen Aufmarsch von Neonazis verhindert. Rund 800 Rechtsextremisten mit schwarzen Fahnen zogen stattdessen durch einen anderen Stadtteil.
Im Zentrum Magdeburgs beteiligten sich dagegen Tausende an dem von der Stadt organisierten Strassenfest „Meile der Demokratie“ sowie an Gegendemonstrationen und Blockaden gegen Rechts. Dazu hatten linke Gruppierungen und die evangelische Kirche aufgerufen. Dabei kam es vereinzelt auch zu Ausschreitungen.
Aus mehreren kleineren Gruppen seien Flaschen gegen Beamte geschleudert worden, sagte eine Polizeisprecher. Über Verletzte lagen aber zunächst keine Angaben vor.
Mindestens zwei Demonstranten wurden vorläufig festgenommen. Zudem wurden nach Augenzeugenberichten Feuerwerkskörper und Rauchbomben gezündet. An der CDU-Zentrale in der Innenstadt setzten Unbekannte einen grossen Müllcontainer in Brand.
Die Magdeburger Polizei hatte mehr als 2000 Beamte im Einsatz und Unterstützung aus neun weiteren Bundesländern angefordert. Damit sollte ein Zusammenprallen von Neonazis und Gegendemonstranten verhindert werden. Es war damit einer der grössten Polizeieinsätze in der Geschichte Sachsen-Anhalts.
Jahrestag des Luftangriffs
Anlass des Neonazi-Aufmarschs war der 68. Jahrestag der Zerstörung Magdeburgs im Zweiten Weltkrieg. Am 16. Januar 1945 waren bei einem Luftangriff rund 2500 Menschen ums Leben gekommen. Grosse Teile der Stadt lagen in Schutt und Asche. Seit Jahren nehmen Rechtsextremisten das Datum als Anlass, um in Magdeburg zu demonstrieren.
Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) lobte die rege Beteiligung der Menschen an der „Meile der Demokratie“ und die friedliche Stimmung. „Wir wollen damit zeigen, die Stadt gehört nicht den Rechtsextremen. Wir wollen in Magdeburg rechtem Gedankengut keinen einzigen Fuss breit Platz bieten.“