Hunderte Spanier haben gegen die Förderung von Stierkämpfen durch öffentliche Gelder protestiert. Bei der Kundgebung vor der Arena Las Ventas in Madrid sprachen sich die Demonstranten am Samstag gegen die Pläne der konservativen Regierung aus, die «Corridas» zum «nationalen Kulturerbe» zu erklären.
Sprecher der Bewegung «Tortur ist nicht Kultur» erklärten, die von der Stierkampf-Lobby durch ein Volksbegehren mit 600’000 Unterschriften im Parlament eingebrachte Gesetzesvorlage sei «voller Unregelmässigkeiten».
Sollte das Gesetz verabschiedet werden, würden Corridas in Zukunft viel mehr als die 600 Millionen Euro an öffentlichen Subventionen, bekommen, die sie zur Zeit im Jahr erhalten, hiess es.
«Das Bedenklichste ist aber, dass das Gesetz Programme zur Indoktrinierung von Kindern und Jugendlichen vorsieht (…), bei denen man ihnen eintrichtern will, dass jemand, der auf einem Platz ein Tier bis zum Tode foltert, ein Held ist», sagte ein Sprecher der Organisatoren der Agentur efe.
Ministerpräsident Mariano Rajoy hat der Stierkampflobby bereits seine Unterstützung zugesichert. Im vergangenen Herbst hatte das staatliche Fernsehen nach sechs Jahren erstmals wieder einen Stierkampf direkt übertragen. 2006 hatte die sozialistische Vorgängerregierung die Liveübertragungen eingestellt.
Entscheid bis zum Sommer
In Spanien wird erwartet, dass das Parlament bis zum Sommer über den Gesetzesentwurf abstimmt. In Spanien gibt es immer mehr Proteste und regionale Corrida-Verbote. Die Zuschauerzahlen sind rückläufig, viele Arenen mussten deshalb in den vergangenen Jahren schliessen.
Erst am Freitag hatte das spanische Staatssekretariat für Bildung, Kultur und Sport mitgeteilt, 2012 sei die Zahl der Stierkämpfe im Vergleich zu 2011 um 12,8 Prozent auf knapp 2000 zurückgegangen. In fünf Jahren betrug der Rückgang den amtlichen Angaben zufolge sogar 40 Prozent. Die Zahl der in ganz Spanien registrierten Toreros kletterte dagegen im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent auf über 9600.
Demonstration auch in Frankreich
Auch in Frankreich kam es zu Protesten. Tierschützer aus Frankreich, Spanien und Italien protestierten im südfranzösischen Alès gegen drei Corridas. Zur Demonstration gegen die traditionellen Stierkämpfe kamen laut Veranstaltern 4000 bis 5000 Aktivisten, die Polizei zählte nach Angaben vom Samstag etwa 1200 Teilnehmer.
Zu dem Protest hatte auch die radikale Tierschützerin und frühere Schauspielerin Brigitte Bardot aufgerufen. Die blutigen Stierkämpfe sind in Alès Teil der Feria in der Festwoche um Himmelfahrt.
Dazu gehören auch andere spektakuläre Veranstaltungen wie das Galopprennen «La course Gardonnenque» auf Pferden am Ufer und durch Teile des Flusses Gard.