Hunderttausende evangelikale Christen haben sich in Sao Paulo am alljährlichen «Marsch für Jesus» beteiligt. Die Polizei sprach von 800’000, die Organisatoren von rund zwei Millionen Teilnehmer.
Zu den Teilnehmern des Marschs zählte auch der umstrittene Pastor Marco Feliciano. Der Chef der Menschenrechtskommission des brasilianischen Abgeordnetenhauses wird fast täglich wegen seiner herabsetzenden Äusserungen über Homosexuelle und Schwarze zum Rücktritt aufgefordert.
Er selbst bestreitet, rassistisch oder homophob zu sein. Feliciano wurde immer wieder von der Menge frenetisch gefeiert, die Spruchbänder gegen Schwulen-Aktivisten schwenkte.
Gegen den Organisator des Marsches, Pastor Estevam Hernandes, seine Frau und ihre Kirche «Wiedergeboren in Christus» liefen bereits Ermittlungen unter anderem wegen Verleumdung, Geldwäsche und Steuerbetrug.
Die grosse Teilnehmerzahl steht für den wachsenden Einfluss der fundamentalistischen Christen in dem mehrheitlich katholischen Land. 22,2 Prozent der 194 Millionen Brasilianer sind heute Evangelikaner, vor 13 Jahren waren es 15,4 Prozent. Im gleichen Zahl schrumpfte der Anteil der Katholiken von 74 auf heute 64,6 Prozent. Auch im Parlament haben sie deutlich zugelegt.