Hunderttausende Menschen haben am Samstag in Istanbul die Eroberung der Stadt durch die Osmanen vor 562 Jahren gefeiert. Es war laut Behördenangaben die «grösste Gedenkfeier in der Geschichte der modernen Türkei».
Am Stadtrand von Istanbul traten 562 Soldaten in Uniformen der osmanischen Armee auf, ein Militärorchester spielte dazu osmanische Eroberungsmusik. Geleitet wurde die Feier von Staatschef Recep Tayyip Erdogan und seinem Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu. Die Menschen schwenkten osmanische und türkische Fahnen und riefen immer wieder nach Erdogan und seiner islamisch-konservativen Partei AKP.
In seiner Rede rief der Präsident die Menschen auf, bei der Parlamentswahl am Sonntag in einer Woche seine AKP zu unterstützen. Dabei verglich er die zwölf Jahre der Türkei unter AKP-Regierungen mit der Eroberung Konstantinopels am 29. Mai 1453 durch die muslimischen Osmanen. Beides habe zu einer neuen Türkei geführt. Deshalb sei auch die Wahl am 7. Juni, «wenn Gott es will, eine Eroberung», sagte Erdogan.
Am Sonntag in einer Woche wählt die Türkei ein neues Parlament, und Erdogan setzt sich im Wahlkampf mit aller Macht für seine AKP ein, obwohl er als Präsident eigentlich zur Neutralität verpflichtet ist. Nur wenn die AKP auf eine Zweidrittel-Mehrheit kommt, kann er mit ihrer Hilfe die Verfassung ändern und das Präsidialsystem einführen. Nach jüngsten Meinungsfragen dürfte die AKP zwar stärkste politische Kraft bleiben, aber nur auf 40 bis 45 Prozent kommen.
Während der Gedenkfeier wurde ein 4709 Quadratmeter grosses Plakat präsentiert, das Erdogan und Davutoglu Seite an Seite zeigt. Laut einem türkischen Vertreter des Guinness-Buchs der Rekorde handelt es sich um das bisher weltweit grösste Plakat.