Knapp zwei Wochen nach dem positiven Votum der französischen Nationalversammlung zur Einführung der Homoehe haben hunderttausende Gegner am Sonntag in Paris erneut gegen das Vorhaben demonstriert.
Am Rande der Prachtstrasse Champs-Élysées, die für den Protest gesperrt war, setzten Polizisten nach Angaben von Korrespondenten der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag vereinzelt Tränengas ein, als Demonstranten versuchten, Absperrungen zu überwinden.
Der Chef der konservativen Partei UMP, Jean-François Copé, machte daraufhin den sozialistischen Präsidenten François Hollande persönlich dafür verantwortlich, dass «Familien mit ihren Kindern» angegriffen worden seien.
Die Veranstalter sprachen in einer Mitteilung von 1,4 Millionen Teilnehmern, die Polizei in einer ersten Schätzung von 300’000. Die Angaben über die Zahl von Kundgebungsteilnehmern gehen in Frankreich bei derartigen Anlässen oft weit auseinander.
Thema spaltet Gesellschaft
Am 12. Februar hatte die von den Sozialisten dominierte Nationalversammlung klar für die Einführung der Homoehe samt einem gemeinsamen Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare gestimmt.
Das Thema spaltet jedoch die französische Gesellschaft, in den vergangenen Wochen gingen hunderttausende Demonstranten für oder gegen das Gesetz auf die Strasse. Die konservative Opposition dürfte das Vorhaben im April im Senat weiter bekämpfen.
Umfragen zufolge ist eine klare Mehrheit der Franzosen für die Homoehe, die Mehrheit für das Adoptionsrecht fällt knapper aus. Als erstes Land weltweit führten im Jahr 2001 die Niederlande die Homoehe ein.
In Europa folgten bis zum Jahr 2009 unter anderem Belgien, Spanien und Schweden. Jüngst stimmte auch das britische Unterhaus für die Einführung der Homoehe. In Deutschland können Homosexuelle seit dem Jahr 2001 eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen.