Nach dem Tod des Hindu-Nationalisten Bal Thackeray haben hunderttausende Inder dem so charismatischen wie umstrittenen Politiker am Sonntag die letzte Ehre erwiesen. Der Gründer der Partei Shiv Sena war am Samstag nach längerer Krankheit in seinem Haus einem Herz- und Lungenstillstand erlegen.
Thackeray habe „seinen letzten Atemzug getan“, verkündete sein Arzt Jalil Parkar am Samstag vor einer grossen Menge, die sich vor dem Haus des Politikers in Mumbai versammelt hatte. Versuche, Thackeray nach einem Herzstillstand wiederzubeleben, seien gescheitert. Der Politiker hatte bereits zuvor wegen einer Verschlechterung seines Gesundheitszustands künstlich beatmet werden müssen.
Am Sonntag herrschte in Mumbai der Ausnahmezustand, als der Leichnam des tags zuvor 86-jährig verstorbenen Volkshelden aufgebahrt durch die Strassen gefahren wurde. Die Masse der Trauernden brachte das öffentliche Leben in der Finanzmetropole weitgehend zum Stillstand. Geschäfte blieben geschlossen, Taxis fuhren nicht.
Riesiges Polizeiaufgebot
Aus Angst vor Ausschreitungen gewaltbereiter Shiv-Sena-Anhänger wurden rund 50’000 Polizisten in der Hauptstadt des Bundesstaats Maharashtra eingesetzt. Nach Angaben der Nachrichtenagentur IANS sicherten alleine 20’000 Polizisten die Route der Trauerprozession.
Ein mit Blumen geschmückter Lastwagen brachte den Toten von seinem Haus zum Kremationsgelände. Thackerays Leichnam war mit einer indischen Flagge bedeckt. Noch auf der Bahre trug der Politiker die für ihn zu Lebzeiten typische Sonnenbrille.
Bewundert und gefürchtet
Thackeray, der sich einst als Hitler-Bewunderer bezeichnete, hatte 1966 die rechtsgerichtete Hindu-Party Shiv Sena gegründet und in der indischen Gesellschaft stark polarisiert. Seine Partei wurde durch blutige Attacken bei einer Kampagne bekannt, die sie zum Schutz der Marathi-sprechenden Bewohner Mumbais vor dem Einfluss zugewanderter Arbeiter gestartet hatte.
Seine Anhänger, die vor allem der Arbeiterklasse entstammen, nannte Thackeray „Hindu-Krieger“. Immer wieder wurde ihm vorgeworfen, ethnische Unruhen in Indien zu provozieren.
Er wurde wegen des Tods von mehr als tausend Menschen, die in den 1990er Jahren im Zuge von Gewalt gegen Muslime getötet wurden, angeklagt, aber nie verurteilt. Seine Partei setzte auch die Umbenennung Bombays in Mumbai durch, um sich vom kolonialen Erbe Indiens zu distanzieren.
Der indische Regierungschef Manmohan Singh würdigte Thackeray in einer Twitter-Mitteilung am Samstag als einen „grossartigen Kommunikator“, der „einmalig“ gewesen sei. Der Hindu-Politiker habe „die Sprache der Massen“ gesprochen und ihnen „Hoffnung gegeben“, sagte die Kolumnistin Shobhaa De dem Sender CNN-IBN. Wegen seiner Furchtlosigkeit und Kompromisslosigkeit bekam er den Beinamen „Der Tiger“.