Nach einer Reihe von Frauenmorden haben in Argentinien hunderttausende Menschen gegen die weit verbreitete Gewalt gegen Frauen demonstriert. Auch in Chile, Uruguay und Mexiko fanden Kundgebungen statt.
In Buenos Aires versammelten sich am Mittwoch mehrere hunderttausend Frauen, Männer und Kinder vor dem Parlament. Argentiniens Staatschefin Cristina Kirchner und Fussballstar Lionel Messi unterstützten die Proteste.
Die Grosskundgebung in Argentiniens Hauptstadt stand unter dem Motto «’NiUnaMenos» («Nicht eine weniger»). Die Demonstrierenden hielten Schilder mit Aufschriften wie «Macho-Kultur tötet» oder «Genug Todesfälle» in den Händen. Auf eine schwarze Wand wurden hunderte Zettel mit Namen von Gewaltopfern geklebt.
Mehrere grausame Gewalttaten gegen Frauen hatten in Argentinien eine Debatte über die allgegenwärtige Gewalt entfacht. Einer Kindergärtnerin wurde vor den Augen der Kinder von ihrem Ex-Mann die Kehle durchtrennt.
Eine schwangere 14-Jährige soll von ihrem 16-jährigen Ex-Freund erschlagen und dann mit Hilfe von Angehörigen im Garten der Familie vergraben worden sein. Auf der Terrasse eines Cafés wurde am helllichten Tag eine Frau von ihrem Ex-Freund getötet.
Frau als Objekt
Die Frauenmorde marktierten einen «sozialen und politischen Wendepunkt», sagte Fabiana Túñez von der Organisation Casa del Encuentro. Angesichts einer Macho-Kultur würden Frauen in Argentinien bislang als «eine ‚Sache, die man beherrschen muss’» betrachtet. Die Politik müsse endlich mit einem nationalen Aktionsplan gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen.
Die Demonstrantin María Elena Cornide sprach von einem «sozialen Erwachen gegen Ungerechtigkeit». Häusliche Gewalt sei «nicht die einzige Geissel, unter der Frauen leiden», sagte die 36-jährige Unternehmerin. Sie würden unter anderem auch schlechter bezahlt als Männer.
Staatschefin Kirchner prangerte verschiedene Formen der Gewalt an. In Fernsehsendungen werde «die Frau wie eine Sache gezeigt», erklärte die Präsidentin. «Sie zeigen, wie ihre Brüste und ihr Hintern in der Öffentlichkeit betatscht werden.» Frauen würden so «zum Objekt gemacht, und es wird daher immer jemanden geben, der meint, wenn er sie nicht besitzen kann, kann er sie zerstören».
Auch Fussballstar Messi zeigte sich solidarisch. «Es reicht mit den Frauenmorden. Von Barcelona aus schliessen wir uns den Argentiniern an, um laut ‚NiUnaMenos‘ zu rufen», schrieb der Spieler des FC Barcelona auf seiner Facebook-Seite. Auch Studentenorganisationen, mehrere politische Parteien und die katholische Kirche unterstützten de Proteste.
Fast täglich ein Frauenmord
Frauenmord wurde im argentinischen Strafrecht 2012 als verschärfter Tatbestand eingestuft. Während Mord mit zwölf bis 25 Jahren Gefängnis bestraft wird, ist für einen Frauenmord lebenslange Haft vorgesehen. Dennoch wird in Argentinien alle 31 Stunden eine Frau getötet. Nach Angaben von Casa del Encuentro gab es im vergangenen Jahr 277 Frauenmorde.
In Brasilien, Mexiko und Zentralamerika ist die Situation sogar noch alarmierender. In Uruguays Hauptstadt Montevideo gingen am Mittwoch ebenfalls mehrere tausend Menschen gegen Gewalt gegen Frauen auf die Strasse. In Santiago de Chile versammelten sich rund 100 Demonstranten. Sie hielten Schilder mit der Aufschrift «Trauernd und wütend» in den Händen.