Hunderttausende Syrer haben am Freitag gegen das Regime protestiert und den Rücktritt von Präsident Assad gefordert. Ungeachtet einer Beobachtermission der Arabischen Liga erschossen Sicherheitskräfte laut Aktivisten mindestens 32 Menschen, die meisten davon bei Protesten.
Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdul Raham, erklärte, die grössten Proteste habe es in den nordwestlichen Provinzen Idlib und Hama gegeben, wo jeweils rund 250’000 Menschen in verschiedenen Orten zusammengekommen seien. Weitere grosse Demonstrationen habe es in der südwestlichen Provinz Daraa und in Duma gegeben, einem Vorort der Hauptstadt Damaskus.
Die Anwesenheit der arabischen Beobachter hat der Oppositionsbewegung in Syrien neuen Auftrieb verschafft. Zu den Demonstrationen in den Städten, in denen die Beobachter erwartet wurden, erschienen in dieser Woche Zehntausende Menschen.
Laut den Örtlichen Koordinationskomitees sind seit der Ankunft der Beobachter am Dienstag mindestens 130 Menschen von den Sicherheitskräften des Regimes getötet worden, darunter sechs Kinder.
Die Gegner von Präsident Baschar al-Assad halten die Zustimmung der syrischen Führung zu der Beobachtermission für ein Ablenkungsmanöver. Dem Regime gehe es allein darum zu verhindern, dass sich der UNO-Sicherheitsrat mit der Krise befasse.
Kritik an Beobachtern
Bei Protestaktionen wurde auch Kritik an den Beobachtern laut. Im Vorort Barseh von Damaskus hielten Demonstranten Spruchbänder hoch, auf denen stand: „Die Beobachter sind Zeugen, die nichts sehen.“
Äusserungen des Chefs der Beobachtergruppe, des sudanesischen Generals Mustafa al-Dabi, hatten die Bevölkerung aufgebracht. Nach einem Besuch in Homs hatte dieser erklärt, die Lage dort sei ruhig. In einer offiziellen Stellungnahme rückte die Delegation am Freitag von den Äusserungen ab.
Ein Aktivist kritisierte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, al-Dabi sei Vertreter eines Regimes, das für die Unterdrückung der Opposition bekannt sei. Der sudanesische General gilt als Vertrauter von Sudans Präsidenten Omar al-Baschir, gegen den wegen der Kriegsverbrechen in Darfur ein internationaler Haftbefehl vorliegt.
Laut der Beobachtungsstelle kam es am Freitag in Duma nördlich von Damaskus, wo 60’000 bis 70’000 Menschen demonstrierten, zu gewaltsamen Zusammenstössen.