Hungerstreikender US-Aktivist lässt sich zwangsernähren

Aus Solidarität mit hungerstreikenden Guantanamo-Häftlingen hat ein US-Aktivist eine drastische Protestform gewählt: Andres Thomas Conteris liess sich am Freitag vor dem Weissen Haus in Washington nach 61 Tagen Hungerstreik zwangsernähren.

Stacheldraht im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba (Archiv) (Bild: sda)

Aus Solidarität mit hungerstreikenden Guantanamo-Häftlingen hat ein US-Aktivist eine drastische Protestform gewählt: Andres Thomas Conteris liess sich am Freitag vor dem Weissen Haus in Washington nach 61 Tagen Hungerstreik zwangsernähren.

In einem Rollstuhl sitzend erduldete der abgemagerte Mann die schmerzhafte Prozedur, bei der ihm unter ärztlicher Aufsicht Flüssignahrung durch einen durch die Nase geführten Schlauch verabreicht wurde. «Es fühlt sich wie ein endloser Todeskampf an», sagte Conteris. «Jede Bewegung ist schmerzhaft, es fühlt sich an, als ob ich ertrinke.»

Conteris verlor während seines Hungerstreiks bereits 22 Kilogramm Gewicht. Derzeit werden im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba noch 27 von 30 hungerstreikenden Häftlingen zwangsernährt, wie die Behörden mitteilten.

Der Hungerstreik in dem Lager begann vor etwa einem halben Jahr. Auf dem Höhepunkt des Protests verweigerten 106 Insassen die Nahrungsaufnahme, 45 von ihnen wurden zwangsernährt.

Widerstand gegen Schliessung

Ein Grossteil der Guantanamo-Insassen wird seit Jahren ohne Anklage festgehalten. US-Präsident Barack Obama hatte nach seinem Amtsantritt versucht, das nach den Anschlägen vom 11. September 2001 eingerichtete Lager schliessen zu lassen, scheiterte aber am Widerstand im Kongress.

Im Mai kündigte er an, er werde einen neuen Anlauf unternehmen. Inzwischen appellierten auch führende Abgeordnete der Demokratischen Partei an Obama, der Zwangsernährung ein Ende zu setzen. Conteris forderte Obama auf, die «Folter» zu beenden. «Sie müssen nicht auf den Kongress warten, Sie sind der Oberbefehlshaber.»

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