Kariem Hussein, Europameister über 400 m Hürden, bestreitet heute Abend in Rom sein zweites Diamond-League-Rennen innerhalb von sechs Tagen. Dabei fokussiert er sich noch nicht auf die Zeit.
Hussein ist ein Perfektionist. Als Spitzensportler und Medizinstudent ist es von grosser Wichtigkeit, so viel wie möglich zu optimieren. Die Reise nach Rom verlief für ihn und Trainer Flavio Zberg jedoch alles andere als optimal. Nachdem die beiden gelandet waren, mussten sie noch etwa 40 Minuten im Flugzeug bleiben. Dann liess das Gepäck ewig auf sich warten und zu guter Letzt gab es auf dem Weg ins Hotel auch noch Stau, was allerdings zu erwarten war. So erschien Hussein mit einiger Verspätung zum Gespräch mit Schweizer Journalisten. Zberg kam gar noch einiges später im Hotel an, da er am Flughafen ausgeharrt hatte. Die beiden nahmen die Unannehmlichkeiten aber gelassen hin, da sie sich nicht mit Sachen aufhalten, die sie nicht beeinflussen können.
Ganz anders sieht es im heutigen Rennen aus. Da will Hussein ein weiteres Mal mit der Weltspitze mithalten. Am vergangenen Samstag in Eugene, dem ersten Diamond-League-Meeting im Ausland für den 26-jähriger Thurgauer, belegte er in 49,24 Sekunden den 4. Rang, geschlagen nur von drei Amerikanern. Und dies, obwohl er erst am Mittwoch angereist war, wobei er dies – eines Europameisters würdig – in der Business-Klasse tat. Der eigentlich ungünstige Zeitpunkt war ganz bewusst gewählt worden, um wichtige Rückschlüsse bezüglich des Anpassungsprozesses zu gewinnen. «Es war wichtig, das zu beobachten», sagte Zberg.
Hussein hat das Gefühl, dass er sich gar nicht an Amerika angepasst hat. Deshalb fühlte er sich trotz der mühsamen Reise fit. In Rom geht es ihm allerdings nicht um eine spezielle Zeit. So weit ist er noch nicht. Nachdem er wegen diverser Praktika in der Saisonvorbereitung weniger trainiert und erst im April mit dem Hürdentraining begonnen hatte, ist er noch auf der Suche nach dem Rhythmus. «Anfang Saison darf ich noch nicht auf die Zeit schauen, sondern muss mich herantasten. Die Hürden neun und zehn machst du im Training nie, dafür hast du die Wettkämpfe. Auf die Zeit fokussiere ich mich, wenn ich alles intus habe.»
Von daher sind Hussein und Zberg zufrieden, wie es bisher gelaufen ist. «Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir weiter als im vergangenen Jahr, obwohl wir uns mit dem Training im Rückstand befinden», so Zberg. «Er hat einen Schritt vorwärts gemacht. Wir spüren es im Training.» In den Rennen in der Diamond League geht es für Zberg auch darum, dass sich sein Schützling zeigen und positionieren kann, weshalb ihm der Rang wichtig ist. Die Voraussetzungen sind allerdings sicherlich nicht ideal, um erstmals in diesem Rahmen den Sprung aufs Podest zu schaffen.