«I Clowns»-Italien nähert sich Fellini an

Die Clowns in Deutschland und Italien wehren sich dagegen, mit Silvio Berlusconi verglichen zu werden, weil dies unter ihrer Würde sei. Doch tatsächlich nähert sich Italien Fellinis Film «I Clowns» an – ein tieftrauriger, schriller Abgesang auf die Spassmacher-Zunft. Es war  seine lebenslange Liebe: Der Zirkus. 1971 machte Federico Fellini einen Traum zur Wirklichkeit. Auf […]

Die Clowns in Deutschland und Italien wehren sich dagegen, mit Silvio Berlusconi verglichen zu werden, weil dies unter ihrer Würde sei. Doch tatsächlich nähert sich Italien Fellinis Film «I Clowns» an – ein tieftrauriger, schriller Abgesang auf die Spassmacher-Zunft.

Es war  seine lebenslange Liebe: Der Zirkus. 1971 machte Federico Fellini einen Traum zur Wirklichkeit. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere lieferte er eines seiner persönlichsten Statements ab. Über seine Rolle als Künstler. Über die Ermattungen der Kunst. Über die Anstrengungen, die ihn jeder Witz kostet, damit er uns leichtfüssig zum Lachen bringt – über uns selbst.

Äusserlich spielt «I Clowns» mit der Form des Dokumentarfilms. Augenzwinkernd setzte aber Fellini jede Sequenz sehr genau in Szene, vertonte alles nach, komponierte, wie immer in seinen Filmen, bis ins Detail, seine Erfindungen, als hätte er sie ganz genau so in der Wirklichkeit gefunden.

Während er ein Loblied singt auf die Unermüdlichen, die als Clowns die Menschen zum lachen bringen, stellt Fellini sie in den Kontext eines erbarmungslos distanzierten Mediums: Mit einem Fernsehteam macht er sich auf die Spuren der Spassmacher, bis aus dem Loblied ein melancholischer Abgesang wird. Mit dem Medium Fernsehen geht letztlich vor unseren Augen der Clown verloren: Kein Sägemehlstaub, kein Wasserspritzer, kein Pferdeapfelgeruch erreicht uns mehr. Es bleibt nur noch eine brüchige Schminke und erschöpfte ältere Herren, die die Kunst des Spasses nur noch aus ihrer Vergangenheit kennen, als noch Menschen im Zirkusrund sassen und sich nicht nur die Münder öffneten, beim Lachen, sondern auch Gedanken entstanden in den Köpfen.

Während Fellini sich auf  die Suche nach dem Humor macht, findet er in den Interviews, die er mit den Clowns führt, eine leise Trauer, eine Melancholie über das Ende einer Kultur der Gaukler, die noch vor den Augen der Anwesenden ihr Leben riskierten. Es ist das Dokument eines Abschiedes: Die Clowns, die hier ihr leises Servus schmettern, sind traurige Gestalten. Sie sind leer geworden, seit ihre Fernsehkollegen als millionenfache Clown-Klons sie nicht nur in Italien überflüssig machen.

Der aktuelle Italien-Trailer

 

 

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