In Mali herrscht gespanntes Warten. Die Menschen möchten wissen, wer ihr nächster Präsident wird. «IBK», wie Ibrahim Boubacar Keita von seinen Anhängern genannt wird, liegt nach inoffiziellen Berichten vorne.
Nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in Mali rechnen Beobachter mit einem klaren Sieg des ehemaligen Ministerpräsidenten Ibrahim Boubacar Keita.
Mehrere Radiostationen hatten Mitarbeiter zu Wahllokalen in verschiedenen Landesteilen entsandt, um die Auszählung mitzuverfolgen. Diese berichteten von einem deutlichen Vorsprung für den Politveteran vor dem 63-jährigen Ex-Finanzminister Soumaila Cissé.
Der 68-jährige Keita konnte bereits im ersten Wahlgang am 28. Juli fast 40 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Sein Rivale Cissé war auf rund 19 Prozent gekommen.
Wann das Ergebnis vorliegen soll, war noch unklar. «Die Arbeit ist im Gange. Da es nur zwei Kandidaten gab, wird es dieses Mal schneller gehen als im ersten Wahlgang», sagte ein Mitarbeiter des Ministeriums für Territoriale Verwaltung am Montag der Nachrichtenagentur dpa.
Um Vorwürfe von Unregelmässigkeiten und Betrug zu vermeiden, hat das Ministerium eine staatliche Kommission eingerichtet, die die Auszählung überwacht und der unter anderem Vertreter beider Kandidaten angehören.
Afrikanische Union: Glaubwürdige Wahlen
Die Afrikanische Union, die Wahlbeobachter entsandt hatte, teilte am Nachmittag mit, die Abstimmung sei «glaubwürdig und transparent» verlaufen. Gleichzeitig wurden die Verantwortlichen aufgefordert, die gesetzlich vorgeschriebenen Fristen für die Bekanntgabe des Ergebnisses einzuhalten. Dieses muss spätestens fünf Tage nach der Wahl öffentlich gemacht werden.
Eineinhalb Jahre nach einem Militärputsch warten auf den neuen Präsidenten zahlreiche Aufgaben. Er soll das Land, dessen Norden zeitweise von Tuareg-Separatisten und dann von radikalen Islamisten besetzt war, zurück zu Demokratie und Stabilität führen.
Noch immer sind in der Region Tausende afrikanische und französische Soldaten im Einsatz, die für Sicherheit sorgen sollen. Sie konnten bisher eine Rückkehr der Dschihadisten vermeiden.
Ausserdem muss der Staatschef Probleme wie Arbeitslosigkeit, Armut und fehlende Infrastruktur angehen. Nötig werden auch weitere Verhandlungen mit den Tuareg im Norden, die eine weitgehende Autonomie fordern.
Kandidaten wollen Ergebnis akzeptieren
In der ersten Runde hatten vor zwei Wochen fast 50 Prozent der über 6,5 Millionen Wahlberechtigten an der Abstimmung teilgenommen. Bei der Stichwahl hielt vor allem starker Regen in weiten Landesteilen die Bevölkerung von den Wahllokalen fern.
Keita hatte sich schon im Vorfeld der Stichwahl siegessicher gezeigt und erklärt, er habe die Unterstützung der meisten unterlegenen Kandidaten. Insgesamt waren in der ersten Runde 27 Bewerber angetreten.
Dem Ex-Finanzminister Cissé wurden eher Aussenseiterchancen eingeräumt. Beide Kandidaten haben bereits angekündigt, das Ergebnis auch bei einer Niederlage akzeptieren zu wollen.