ICC-Chefanklägerin nennt Welterbe-Zerstörung „Kriegsverbrechen“

Die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC), Fatou Bensouda, hat die mutwillige Zerstörung von Welterbestätten in Mali durch Islamisten als „Kriegsverbrechen“ bezeichnet.

Das Minarett einer historischen Moschee in Timbuktu (Archiv) (Bild: sda)

Die Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs (ICC), Fatou Bensouda, hat die mutwillige Zerstörung von Welterbestätten in Mali durch Islamisten als „Kriegsverbrechen“ bezeichnet.

„Meine Botschaft an diejenigen, die an diesen Verbrechen beteiligt sind, ist eindeutig: Hört sofort mit der Zerstörung dieser religiösen Gebäude auf“, sagte Bensouda in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP am Sonntag in Dakar. „Das ist ein Kriegsverbrechen, für dessen Untersuchung meine Behörde die vollständige Befugnis hat.“

Mali habe das Römische Statut unterzeichnet, auf dessen Grundlage der ICC gegründet wurde, sagte Bensouda. Die Juristin aus Gambia verwies auf Artikel acht des Statuts, wonach die Zerstörung ziviler Gebäude, die keine militärischen Ziele sind, ein Kriegsverbrechen ist. „Das schliesst historische Denkmäler ebenso ein wie die Zerstörung religiöser Stätten“, sagte Bensouda.

Strafrechtliche Ermittlungen geprüft

Ihr Anklagebüro in Den Haag verfolge die Ereignisse in Mali aufmerksam, sei aber noch dabei, Informationen zusammenzutragen, sagte die Chefanklägerin. Der nächste Schritt werde sein zu prüfen, ob strafrechtliche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen eingeleitet würden.

Die Verantwortlichen für die Zerstörungen in Timbuktu sollten wissen, „dass sie dafür zur Rechenschaft gezogen werden und dass die Gerechtigkeit siegen wird“.

Islamistische Rebellen der Gruppe Ansar Dine hatten am Wochenende in Timbuktu im Norden Malis mehrere zum Weltkulturerbe zählende Heiligengräber zerstört. Wie ein Augenzeuge der AFP sagte, zerstörten die Kämpfer bis zum Sonntagnachmittag vier Mausoleen von Heiligen sowie drei weitere Grabmäler.

Ansar Dine hatte angekündigt, alle 16 Heiligengräber in der Stadt am Rande der Sahara zerstören zu wollen. „Für heute war es das“, sagte ein Ansar-Dine-Sprecher der AFP am Sonntag. Am Montag werde das weitere Vorgehen bekanntgegeben.

Auf UNESCO-Liste gefährdeter Stätten

Am Donnerstag hatte die UNESCO Timbuktu auf die Liste gefährdeter Welterbestätten gesetzt. Die Regierung von Mali forderte die UNO am Sonntag auf, Schritte zu unternehmen, um die Zerstörung des Weltkulturerbes in dem westafrikanischen Land zu verhindern.

Tourismusministerin Fadima Diallo sagte bei einer Tagung des UNESCO-Welterbekomitees in St. Petersburg, Mali habe bereits den ICC angerufen. Nach Diallos emotionaler Rede legten die Sitzungsteilnehmer eine Schweigeminute ein.

Die Islamisten hatten Ende März gemeinsam mit Tuareg-Rebellen Timbuktu unter ihre Kontrolle gebracht, nachdem die Regierung in Bamako von Soldaten gestürzt worden war.

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