«Wir haben einen grossen Schritt nach vorne gemacht.» Für Vladimir Petkovic kommt der 3:2-Erfolg gegen Slowenien einem Schlüsselerlebnis gleich. Die SFV-Auswahl steht dicht vor der EM-Teilnahme.
Sie hätten das Spiel mit jenem Glück gewendet, «das uns in Slowenien gefehlt hat. Es war nicht einfach, das 0:2 noch zu korrigieren», führte Petkovic aus. Er würde sich zudem wünschen, nicht mehr allzu oft in eine ähnliche Lage zu geraten: «Es ist nicht immer Sonntag.» Oder in anderen Worten: Die Schweizer zelebrierten ihren Glückstag an einem wilden Samstag.
Zweifel befielen den Schweizer Selektionär offenbar nicht, doch noch irgendwie einen Umweg aus der Umklammerung zu finden: «Ich hatte gar keine Zeit für Zweifel. Für mich war wichtiger, das Spiel zu lesen, die richtigen Schlüsse zu ziehen.»
Und wie beim letzten Termin im Juni in Vilnius (2:1 gegen Litauen) griff Petkovic zur richtigen Massnahme. Als seiner Equipe die Kontrolle vollends zu entgleiten drohte, behielt der Chef an der Linie die Übersicht und entwarf unter höchstem Druck einen Notfallplan: Drmic, Embolo, Stocker, das Trio von der Ersatzbank sollte für die so lange vermissten Impulse sorgen.
«Es war sehr positiv, was von aussen kam», fasste Petkovic die entscheidende Frischluftzufuhr zusammen. In der Tat: Joker Josip Drmic führte seine Equipe mit seiner Treffer-Doublette zur grossen Wende. «Er und die anderen brachten Kraft und Leidenschaft.»
Andere fehlten beim rauschenden Umsturz – allen voran Gökhan Inler. Der Captain fiel den taktischen Umstellungen zum Opfer. Eine Polemik hält Petkovic im Fall des nicht berücksichtigten Schlüsselspielers der letzten Jahre für unangebracht: «Ich brauche 23 Spieler, die etwas bewegen können. Gökhan bleibt unser Leader.»
Die Floskeln der Slowenen
Srecko Katanec mochte sich nicht mehr allzu sehr mit dem späten Umsturz zu seinen Ungunsten beschäftigen. Die zweite 2:3-Niederlage in Folge setzte dem Coach der Slowenen zu, er setzte im ersten Moment zur Flucht ins Reich der Floskeln an: «So ist Fussball. Alles ist möglich.» Auch das Kunststück, innerhalb der letzten 14 Minuten eine 2:0-Führung zu verspielen.
Sie hätten 75 Minuten gespielt, an denen er nichts auszusetzen habe. «Aber wir verpassten nach dem 2:0 das dritte Tor.» Der Stratege der Gäste erinnerte sich an einen ähnlich unschönen Schlusspunkt im letzten Heimspiel gegen England, als Wayne Rooney in der 86. Minute das Siegtor erzwungen hatte.
«Man muss eben bis zum Schluss durchhalten und darf sich keine Konzentrationslücken leisten wie wir.» Und dann mochte er nicht mehr weiter zurückblicken: «Mich interessiert ab sofort nur noch Estland.»