Am Tag vor dem Final gegen Rafael Nadal teilt Stan Wawrinka mit den Schweizer Medien seine Gedanken und Pläne für den grossen Match am Sonntag.
Stan Wawrinka, wie fühlen Sie nach dem Viereinhalb-Stunden-Match gegen Murray körperlich?
«Gut. Besser als ich es gedacht hätte. Muskelkater kann auch nach zwei Tagen noch kommen, aber ich fühle mich perfekt.»
Sie haben sich vor Ihren ersten drei Grand-Slam-Finals ganz unterschiedlich gefühlt. Wissen Sie schon, wie es diesmal sein wird?
(lacht) Das ist die grosse Überraschung. Das war bei allen drei Finals eine Überraschung. Ich denke diesmal, wird es eher, ich weiss es nicht. Sagen wir mal so: Ich werde auf jeden Fall versuchen, es zu geniessen. Es ist eine riesige Chance, im Final zu sein. Ich habe so viele Finals von Roland Garros am Fernsehen geschaut. Die Anspannung kommt normalerweise beim Aufwärmen einige Stunden vor dem Match. Dann werde ich eine Vorstellung haben, wie ich mich fühlen werde.“
Werden Sie mit einem Linkshänder trainieren oder einspielen?
«Nein, das würde nichts ändern.»
Vor den letzten Finals waren Sie gestresst, weil Sie dachten, es könnte vielleicht Ihr letzter Grand-Slam-Final sein. Jetzt erreichen Sie aber regelmässig solche Finals. Denken Sie weniger, es könnte Ihr letzter sein?
«Ich war ja nicht nur deswegen nervös. Es ist einfach der Fakt, dass man einen solchen Final auf keinen Fall verlieren will. Das ist der grösste Match in einer Tenniskarriere. Wenn ich jedes Mal denke, es könnte der letzte sein, hilft mir das auch, möglichst viel zu profitieren und alles zu geben.»
Können Sie vor dem Final noch etwas machen, das entscheidend sein könnte?
«Die Entscheidung fällt auf dem Platz. Es ist zu spät, jetzt noch etwas zu ändern, im Training Rückhandbälle auf Schulterhöhe zu schlagen oder so. Um bei einem Grand-Slam-Turnier gut zu spielen, bereitet man sich sechs Monate vorher vor, nicht zwei Wochen vorher. Manche Spieler gehen das falsch an und sagen sich: ‚Bei diesem Turnier will ich gut spielen, also beginne ich zwei Wochen vorher, seriös zu trainieren‘. Jetzt stehe ich zum vierten Mal im Final, ich weiss, dass ich nicht irgendwas Wahnsinniges machen muss. Am Samstag trainiere ich, gehe ich in die Stadt, etwas spazieren. Am Sonntag spiele ich mich um 11 Uhr ein, esse gut. Ich mache alles rechtzeitig, damit ich nicht in Stress gerate. Ich werde auch nicht früh schlafen gehen, weil ich nicht zu früh aufwachen will.»
Können Sie ein solches Spiel geniessen?
«Das kommt darauf an, wie es läuft. Wenn du eine Klatsche kriegst, macht es natürlich keinen Spass. Aber wenn es ein intensiver Kampf ist, habe ich Freude. Auch gegen Murray hatte ich, trotz des 1:2-Satzrückstands, Spass, weil es einfach ein guter Kampf war.»
Was ist die grosse Herausforderung gegen Nadal?
«Er hat ein Spiel, das einfach für Sand gemacht ist. Das macht es extrem kompliziert. Wenn er fit ist, ist ein Final hier in Paris auf drei Gewinnsätze die grösste Herausforderung, die es im Tennis gibt. Er hat hier nicht umsonst noch nie einen Final verloren. Kein Wunder, dass sich jeder die Zähne ausbeisst.»