Der Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Peter Maurer, hat sich besorgt gezeigt über das Wiederaufleben bewaffneter Konflikte. Er warnte vor den destabilisierenden Auswirkungen des Bürgerkriegs in Syrien und forderte die Staaten zu einer stärkeren Zusammenarbeit auf.
Ein Tag nach der Ankündigung des Rücktritts des internationalen Syrien-Sondergesandten Lakhdar Brahimi sagte Maurer am Mittwoch an der IKRK-Jahreskonferenz in Genf, er teile die Enttäuschung des UNO-Vermittlers und der Arabischen Liga über die desolate Lage in Syrien.
Maurer lobte die Bemühungen Brahimis ausdrücklich, mit dem er ständig in Kontakt gewesen sei, um den Arbeitsbereich der humanitären Organisationen in Syrien zu vergrössern. Er fürchte, dass der Raum für die humanitäre Hilfe im Bürgerkriegsland stark eingeschränkt bleibe, wenn es unter den Staaten, die einen Einfluss auf die Situation in Syrien haben, keine Bewegung gebe, erklärte Maurer vor Regierungsvertretern und Medien.
«Die Staaten müssen Wege finden, den Zugang zu humanitärer Hilfe zu verbessern. Sonst werden die gravierenden Auswirkungen des Krieges nicht nur in Syrien und den Nachbarländern, sondern in der gesamten Region zu spüren sein», warnte der IKRK-Präsident.
Maurer beklagte gezielte Angriffe auf Helfer des vom IKRK unterstützten Roten Halbmonds. Seit dem Ausbruch des Konflikts vor rund drei Jahren seien dort allein 33 Helfer getötet worden. Trotz aller Schwierigkeiten werde das IKRK weiter im Rahmen seines humanitären Mandats versuchen, auch überall dort Hilfe zu leisten, wo dies anderen Organisationen nicht mehr möglich sei.
Besorgnis über Lage in Ukraine
Maurer äusserte auch Besorgnis über die Entwicklung der Krise in der Ukraine. Das IKRK stelle sich auf eine mögliche Eskalation des Ukraine-Konflikts ein. Seit einiger Zeit werde die Unterstützung für ukrainische Rot-Kreuz-Gesellschaften verstärkt..
«Die Situation in der Ukraine haben wir weit oben auf unserem Radarschirm, und wir bereiten uns auf mögliche Probleme vor», sagte der IKRK-Direktor. Allerdings habe das Komitee vor dem Beginn der politischen Krise in Kiew keine Vertretung in der Ukraine gehabt, während dort mittlerweile 22 IKRK-Delegierte im Einsatz seien.
Zudem habe die strikt neutrale Organisation jetzt Büros in Kiew, auf der Krim sowie in Donezk, Simferopol, Odessa und Charkow.
Geldnot trotz Rekordbudget
Für seine Einsätze gab das IKRK, das durch freiwillige staatliche Zuwendungen – zum grossen Teil seitens der Schweiz – und Spenden finanziert wird, im vergangenen Jahr 1,23 Milliarden Franken aus. «Auch wenn unser Budget einen neuen Rekordwert erreicht hat, ist dies nicht genug. Die Kluft zwischen dem, was wir tun und was wir tun sollten, vergrössert sich», sagte Maurer.
Das IKRK verteilte weltweit Lebensmittel an 6,8 Millionen Menschen. 28 Millionen Menschen profitierten von Wasserversorgungs- und Bauprojekten. Insgesamt leistete die Organisation vergangenes Jahr 8,2 Millionen Menschen medizinische Hilfe.
Zu den Aufgaben des IKRK gehört auch die Unterstützung von Gefangenen und die Überprüfung ihrer Haftbedingungen. 2013 besuchten IKRK-Mitarbeiter weltweit mehr als 750’000 Häftlinge in mehr als 1700 Gefängnissen. Das Hilfswerk beschäftigt 12’700 Mitarbeiter.