Im Banne der fünf Ringe

Die fünf Mitglieder der Bündner Regierung haben in Chur mit einem monothematischen Auftritt kräftig die Werbetrommel für die Olympische Winterspiele 2022 gerührt. 30 Minuten lang sprachen sie sich unter der Führung eines früheren Olympia-Teilnehmers für die Kandidatur aus.

Einig hinter der Kandidatur für die Olympischen Spiele 2022: Die Bündner Regierung mit Christian Rathgeb, Mario Cavigelli, Hansjörg Trachsel, Martin Jäger und Barbara Janom Steiner (von links). (Bild: ARNO BALZARINI)

Die fünf Mitglieder der Bündner Regierung haben in Chur mit einem monothematischen Auftritt kräftig die Werbetrommel für die Olympische Winterspiele 2022 gerührt. 30 Minuten lang sprachen sie sich unter der Führung eines früheren Olympia-Teilnehmers für die Kandidatur aus.

Das olympische Feuer braucht bei Hansjörg Trachsel (BDP) nicht angefacht zu werden. Der seit Anfang Jahr amtierende Regierungspräsident Graubündens war ein erfolgreicher Bobfahrer und Teilnehmer an Welt- und Europameisterschaften sowie an den Olympischen Winterspielen 1980 in Lake Placid (USA). Nun hat er am Dienstag mit seiner Regierungskollegen und seiner Regierungskollegin die Werbetrommel für die Kandidatur 2022 im Bündnerland gerührt und 30 Minuten lang die Vorzüge für den Kanton hervorgestrichen.

Dem Tourismus gäben die Spiele neuen Schwung, und in die Infrastruktur würde investiert, sagte Trachsel an einer Medienorientierung. Bündnerinnen und Bündner könnten profitieren, betonte Regierungsrat Mario Cavigelli (CVP). Der Bund finanziere die Erneuerung der Infrastruktur von Schiene und Strasse mit 80 bis 85 Prozent. Über 900 Millionen Franken würden investiert. Die Bündner hoffen, dass sie durch die Spiele verkehrstechnisch wie das Berner Oberland oder der Kanton Wallis an die Zentren angeschlossen werden.

Nachhaltigkeit in die Welt ausstrahlen

Der für die Umwelt und den Sport zuständige SP-Regierungsrat Martin Jäger hob die geplante ökologische Nachhaltigkeit der Spiele hervor. Graubünden könne «Werte der nachhaltigen Entwicklung in die Welt ausstrahlen», sagte Jäger, dessen Partei gegen die Olympischen Winterspiele ist. Jäger wollte selbst auf mehrfache Nachfrage nicht sagen, ob und mit welchem Resultat innerhalb der Regierung über die Haltung zu Olympischen Winterspielen abgestimmt worden ist. Alle fünf Regierungsmitglieder stünden hinter der gleiche Meinung, erklärte er.

«Die Sicherheit ist machbar», verkündete Justizdirektor Christian Rathgeb (FDP). Als Gesundheitsdirektor unterstrich Rathgeb die Bedeutung Olympischer Winterspiele für die körperliche Fitness. Er gab der Hoffnung Ausdruck, die Spiele würden das Bewegungsverhalten der Bündnerinnen und Bündner verbessern. Am Schluss seien die Gesundheitskosten etwas tiefer.

Finanzdirektorin Barbara Janom (BDP) sagte, der Kanton nehme bei einer allfälligen Durchführung der Olympischen Winterspiele keine finanzielle Risiken auf sich. Laut Regierungspräsident Trachsel liegen die Durchführung und die finanzielle Verantwortung der Spiele 2022 beim Bund.

Stimmvolk als Spielverderber

Wiederholt betont wurde am demonstrativ geschlossenen regierungsrätlichen Auftritt das Konzept weisser Spiele in den Bergen. Der Bundesrat sehe Graubünden als einzigen Partner, der den Anspruch, die Spiele zurück in die Berge zu bringen, erfüllen könne. In der schriftlichen Mitteilung zur Medienorientierung liessen sich die Regierungsräte mit den Worten zitieren:«Die Regierung ist überzeugt, dass Graubünden bestens in der Lage ist, diese Verantwortung zu übernehmen und der Schweiz eine ausserordentliche Plattform bieten kann.»

Am 3. März ist das Bündner Stimmvolk am Zug. Abstimmungen über Olympische Spiele gingen in der jüngeren Vergangenheit an der Urne deutlich verloren. Am 2. März 1980 fegten die Bündner eine Defizitgarantie für Olympische Winterspiele mit 77 Prozent Nein-Stimmen vom Tisch. 2002 fiel die Kandidatur «Berne 2010» beim bernischen Stimmvolk mit einem Nein-Anteil von 79 Prozent sang- und klanglos durch.

«Bündner Spielchen»

Die TagesWoche hat in der Ausgabe vom 4. Januar den Fokus voll und ganz auf die mögliche Kandidatur des Kanton Graubündens für die Olympischen Spiele 2022 gelegt. Wer mehr über die Vorzüge, Nachteile, Chancen und Hoffnungen der Bündner im Zusammenhang mit der Kandidatur erfahren will, dem seien folgende Artikel ans Herz gelegt:

Der Traum von einem neuen Land – Die Schweiz habe Olympia dringend nötig, sagen die Befürworter. Doch die Vorbehalte der Gegner sind enorm.

Immer diese Mäkelei! – Olympia braucht die Schweiz – und umgekehrt, sagt Jörg Schild, Präsident von Swiss Olympic. Das Land müsse sich auch wieder mal mit was Positivem beschäftigen.

An Olympia will die ­Bündner Elite genesen – Auch wenn die öffentlichen Kassen des Kantons Graubünden und der Bündner Gemeinden leer sind, so setzt sich die Mehrheit der Behörden doch für die Olympischen Spiele 2022 ein. Die Elite des Kantons erhofft sich einen wirtschaftlichen Aufschwung.

Ein Paradies für Geber und Nehmer – Sagen die Bürger Ja zum Abenteuer Olympia, dann werden die Winterspiele 2022 wohl in Graubünden stattfinden – ernsthafte Rivalen gibt es nämlich kaum.

Brauchen wir die olympischen Winterspiele 2022? – Die Wochendebatte zum Thema.

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