Im Jura sollen dereinst wieder wild lebende Wisente leben. Das wünscht sich eine Gruppe von naturbegeisterten Wissenschaftlern, die sich mit den Tieren beschäftigen. Ein konkretes Projekt für die Wiederansiedlung der fast ausgestorbenen Rinder haben sie noch nicht.
«Ich habe in freier Wildbahn lebende Wisente in Ostpolen erlebt. Es war ein eindrückliches Erlebnis», sagte der Zoologe Christian Stauffer dem Regionaljournal Bern Freiburg Wallis von Schweizer Radio SRF 1. Er rechnet damit, dass es im Jura genügend Landbesitzer gibt, die sich für eine Auswilderung von Wisenten begeistern lassen.
Erst eine Idee
Wisente gibt es in der Schweiz derzeit nur in Zoos und Wildpärken. Stauffer schwebt vor, die Tiere zuerst in einem grossen Gehege zu halten, bevor sie in etwa zehn Jahren durch den Jura streifen. «Auf Grund des potenziellen Lebensraumes sollte es möglich sein, dass ein paar hundert Wisente frei in der Schweiz leben», sagt er.
Für das Auswildern sei eine Bewilligung nötig, sagte Stauffer auf Anfrage. Ein Gesuch eingereicht haben er und weitere Wissenschaftler, die sich mit Wisenten beschäftigen, aber noch nicht. Voraussetzung sei ein konkretes Projekt, und ein solches liege noch nicht vor. «Vorläufig ist alles erst eine Idee», sagt Stauffer dazu.
Projekte für die Auswilderung von Wisenten gibt es laut Stauffer bereits in Deutschland. Erfahrungen mit diesen Tieren sowie den in Polen frei lebenden Wisenten hätten gezeigt, dass von den gewaltigen Tieren mit den krummen Hörnern wenig Gefahr für Menschen ausgehe. Kritisch seien allerdings Verkehrsunfälle mit den Tieren.
Reinhard Schnidrig, Chef der Sektion Wildtiere und Waldbiodiversität im Bundesamt für Umwelt (BAFU), sagte im Radio SRF, der Bund sei bereit für die vertiefte Auseinandersetzung mit der Frage, ob es in der Kulturlandschaft Lebensraum für Wisente gebe. «Es gibt eine Möglichkeit, dass die Tiere zurückkommen, wenn man ihnen im Kopf und im Herz Platz macht.»
Seit dem frühen Mittelalter ausgestorben
Eine Wiederansiedlung der in Westeuropa seit dem frühen Mittelalter ausgestorbenen Wisente müsste das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) bewilligen, wie Schnidrig auf Anfrage sagte. Hinter dem Gesuch müssten einer oder mehrere Kantone stehen. Und auch die Waldbesitzer müssten einverstanden sein.
Eine Voraussetzung für eine Bewilligung ist, dass die Ursachen des Aussterbens beseitigt sind. Den Wisenten setzten vor rund 1000 Jahren die Jagd, die Konkurrenz zum Nutzvieh und auch der Umstand zu, dass die Wälder sich lichteten. Wisente leben laut Schnidrig in grossen zusammenhängenden Waldgebieten.