35 Meter hoch, eine Krone von 113 Metern Umfang und einen Stamm-Umfang von über sechs Metern – einen Meter ab Boden gemessen: Das ist der mächtige Nussbaum von Meinier GE. Der Baum beeindruckt aber auch mit seinem Alter: Er ist 150 Jahre alt.
«Er ist als ältester Hybrid-Nussbaum der Schweiz bekannt», sagt Nicolas Hasler, Chef der Amtsstelle für Bäume und Natur im Kanton Genf. Nachforschungen in schriftlichen Dokumenten hätten ergeben, dass der Nussbaum 1863 gepflanzt worden sei, vermutlich als Zierbaum.
Der Riese ist eine Kreuzung zwischen einem Baumnuss-Baum und einem nordamerikanischen Schwarznussbaum, der vor allem als Lieferant von Nutzholz dient. Er steht auf einem privaten Grundstück hinter der Kirche von Meinier. Er trägt kleine Nüsse mit harter, wabenartiger Schale, die sich nicht zum Essen eignen.
Yves Bischofberger, Geograf und Landschaftshistoriker und mit dem Baum vertraut, ist immer wieder neu beeindruckt. Die Mächtigkeit des Baumes lasse sich am besten spüren, wenn man sich darunter aufhalte. «Es ist ein Baum der Intimität, vielleicht, weil er ein System von Gewölben bildet.»
Mit Gurten gesichert
Wegen seiner baumgrossen Äste hat der Baum Probleme mit der Statik. Eine zweibeinige Stütze hält einen Zweig, und ein anderer Ast liegt auf dem Boden auf. Ein ganzes Netz von Trossen und Gurten hält den riesigen Nussbaum im Gleichgewicht. Mit dem Stutzen von Ästen soll verhindert werden, dass Äste zu Boden stürzen.
Dass es dem alten Baum nicht gut geht, hat damit zu tun, dass man in Genf die riesigen Bäume so schneidet, dass sie gerade Stämme und eine Krone entwickeln und sich ins Stadtbild integrieren lassen. Dadurch entstand unter dem Baum Platz, der für die Pflanze fatale Auswirkungen haben kann.
Während langer Zeit grasten unter dem Nussbaum von Meinier Pferde. Die Tiere stampften das Erdreich fest und beschränkten damit die Sauerstoff-Zufuhr für die Wurzeln des Baumes. Kürzlich wurden darum Holzspäne auf dem Boden verteilt, um die Nährstoffzufuhr zu verbessern. Doch auch die Wurzeln des Baumes sind bedroht, sie sind von einem Pilz befallen. Der Baum halte sich aber gut, sagt Hasler.
150. Geburtstag wird mit Fest gefeiert
Inspiriert vom Baumriesen hat die Gemeinde auf Initiative von Yves Bischofberger eine ganze Nussbaumallee gepflanzt. Über 60 verschiedene Nussbäume aus der Westschweiz stehen nun entlang der Strasse. Auf einer Plakette ist jeder Baum mit Angaben über Herkunft und weiteren spezifischen Informationen genau beschriftet.
Bischofberger arbeitet an einem ähnlichen Projekt für Kastanienbäume. «Es ist äusserst wichtig, die lokale Biodiversität zu erhalten. Einige Sorten haben vielleicht besondere Eigenschaften, die es der Art ermöglichen, sich an den Klimawandel anzupassen», sagt er.
Am 28. September feiert die Gemeinde Meinier offiziell den 150. Geburtstag ihres Nussbaumes. Auf dem Programm steht unter anderem eine geführte Tour durch die Nussbaumallee, aufgetischt wird Nusstorte.
Kanton Genf will besondere Bäume schützen
Nicht nur die Nussbäume in Meinier erhalten Aufmerksamkeit. Der Kanton Genf hat im April eine interaktive Karte lanciert, auf der aussergewöhnliche Bäume im Kanton aufgeführt werden. Die Bevölkerung soll so auf die besonderen Bäume aufmerksam gemacht werden.
In einem 1976 erstellten Bauminventar wurden noch 2187 «bemerkenswerte Bäume» verzeichnet. «Seither sind 20 bis 30 Prozent davon verschwunden», sagt Hasler. Jetzt soll ein neues Inventar erstellt werden. Solche Bäume könnten dann durch den Kanton mit entsprechenden Massnahmen besser geschützt werden.