Feldsalat mit Speck garniert, frische Forelle auf alle Arten gebacken, saftige Schwarzwäldertorte und badischer Wein – viel mehr kann man kaum aus einem Novembertag rausholen. Aber man kann es probieren.
Durchs Fenster hören wir den Neumagen rauschen. So heisst der Bach, der hinter unserem Gasthof das Münstertal hinabfliesst und uns das gute Gefühl vermittelt, er selbst sei es, der uns des Abends die beiden Forellen auftischt. Wir verputzen sie genüsslich. Den verregneten Novemberabend lassen wir vor der Türe stehen.
Forelle ist die Spezialität der «Linde» und hat dem sanft renovierten «historischen Landgasthaus» 2014 immerhin eine Empfehlung des Guide Michelin eingebracht. Den Preisen ist dies nicht anzumerken, wohl aber dem Geschmack der Speisen. Meine Forelle ist mit Pilzen gefüllt und aussen kross gebacken, goldbraun wie wir uns die Ausblicke für unsere Spazierwanderungen im Schwarzwald gewünscht hätten.
Einfach, ehrlich, gut. (Bild: Landgasthaus zur Linde)
Über den Schirmrand hinaus
Den ersten Tag unseres verlängerten Wochenendes verbringen wir allerdings im nahe gelegenen Freiburg. Das käme uns vermutlich noch etwas freundlicher vor, würden die Wolken nicht dermassen tief hängen, dass wir beinahe aufpassen müssen, sie nicht mit der Schirmspitze aufzukratzen und noch Schlimmeres anzurichten.
So ziehen vor allem die warm beleuchteten Schaufenster und die zum Teil doch sehr netten Läden dahinter unsere Aufmerksamkeit auf sich. Wir beschliessen kurzerhand, unsere alten Mokkakocher durch solche aus rostfreiem Edelstahl zu ersetzen. Es gibt dümmere Einkäufe bei solchen Verhältnissen.
Zum Wandern kommen wir dann doch noch. Ein Eichhörnchen kann für den Wintereinbruch vorsorgen, also können wir das auch: komplette Regenausrüstung mit dabei. Der verregnete Novembertag kann uns mal.
Von der «Linde» aus führt uns der Talweg dem Neumagen entlang ins leicht höher gelegene Nachbardorf Spielweg, von wo aus die Berggaststätte Kohlerhof in Angriff genommen werden kann. Nach unserem bereits ausgiebigen Frühstück haben wir uns dort oben, um ehrlich zu sein, noch kein Schnitzel verdient. Aber bei dem Sauwetter wollen wir mal nicht kleinlich sein.
Ab in die Therme
Danach folgen wir dem Wanderweg Richtung «Notschrei», biegen aber rechtzeitig wieder ab, um unsere kleine Rundwanderung via Spielweg und schliesslich in der «Linde» zu einem gelungenen Ende zu bringen – bei einem grossartigen Stück Schwarzwäldertorte im Kaminsaal, wo der Koch extra für uns das Feuer entfacht.
Eingekuschelt im Polstersessel warten wir entspannt, Tee trinkend und lesend, aufs Abendessen. Draussen fällt der erste Schnee.
Schwarzwaldschick nach «Linden»-Art. (Bild: Landgasthaus zur Linde)
Einen Tag haben wir noch. Und den wollen wir im Thermalbad in Bad Krozingen verbringen. Es sei die nächstgelegene Wellness-Oase, sagt uns die Dame an der Rezeption. Was sie uns nicht sagt: Auch die Therme müsste sich eigentlich als «historisch» vermarkten.
Die Badegäste, die wir an diesem November-Montag hier antreffen, haben den Bau noch während ihrer Jugend miterlebt, vermuten wir. Doch die zahlreichen Saunen sind modern, diejenigen im Aussenbereich sogar ansprechend. Und vereinzelte Ruheräume sind mit so bequemen Liegen ausgestattet, dass wir stante pede darauf einschlafen. Es gibt dümmere Beschäftigungen bei solchen Wetterverhältnissen.
- Einchecken: Das historische Landgasthaus zur Linde ist alles andere als verstaubt. Tipp: Buchen Sie ein Zimmer zum Bach hin. Weniger Licht, aber auch weniger Strasse. Die führt vorne durch.
- Abchecken: Das Romantikhotel Spielweg im Nachbardorf und sein Restaurant. Wir haben es nicht ausprobiert, es sah beim Vorbeigehen aber ziemlich vielversprechend aus.
- Auschecken: Die Forelle in der «Linde». Am besten in jeder Zubereitungsform. Die haben das echt drauf! So auch die Schwarzwäldertorte.